Regime in Algier blüht am 12. Februar "Tag des Zorns"

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Seit Tagen gärt es in dem erdgasreichen Land. Nun wittert die Opposition ihre Chance auf Umsturz. Am 12. Februar wollen sie mit einer Massendemo zeigen, dass sich auch Algerien Freiheit und Gerechtigkeit wünscht.

Algier/Madrid. Der wachsende Protest in Algerien hat einen Namen: „Weg mit dem Regime“. Seit Wochen rüstet sich die Opposition für jenen Tag, an dem in der Hauptstadt Algier das Signal zum Aufbruch in eine neue Zeit gegeben werden soll. Mehr als 50 Oppositionsgruppen und Bürgerinitiativen haben sich in einem „Koordinationskomitee für Wechsel und Demokratie“ zusammengeschlossen: Am 12. Februar wollen sie ihren Machthabern mit einer Massendemo zeigen, dass auch in Algerien der Wunsch nach Freiheit und Gerechtigkeit groß ist.

Und dass die Algerier bereit sind, dafür die allgegenwärtige Polizei herauszufordern. „Protestmärsche in Algier sind verboten“, verkündete grimmig Innenminister Daho Ould Kablia. So wie er es bereits im Jänner befahl, als Kundgebungen gegen hohe Lebensmittelpreise sowie gegen die „Korruption des Regimes“ niedergeknüppelt wurden. Mindestens fünf Tote und hunderte Verletzte soll es damals gegeben haben, mehr als 1000 Menschen wurden verhaftet. Kein gutes Omen für Algeriens kommenden „Tag des Zornes“.

Schon seit Tagen gärt es: Ärzte, Krankenschwestern, Lehrer und Beamte streiken, Arbeitslose demonstrieren. Um die Stimmung anzuheizen, bedarf es nicht der Aufstände im Nachbarland Tunesien oder in Ägypten. In Algerien gibt es seit Jahren regelmäßig soziale Unruhen und Terroranschläge gegen das Regime von Staatspräsident Abdelaziz Bouteflika (73), der seit 1999 an der Macht ist.

Geschichte der Gewalt

Kein nordafrikanisches Land leidet derart unter Gewalt. Ein Bürgerkrieg zwischen Islamisten und dem vom Militär getragenen Regime hat in den 90er-Jahren mehr als 200.000 Tote hinterlassen. Seit dem Wahlsieg der Islamischen Heilsfront Ende 1991 herrscht Ausnahmezustand.

Die Milliardeneinnahmen aus dem Erdgasgeschäft kommen nicht bei der verarmten Bevölkerung an, sondern versickern. Gerade erst starb ein 26-jähriger Arbeitsloser, nachdem er sich in dem Ort Medjana, 230 Kilometer südöstlich von Algier, mit Benzin übergossen und angezündet hatte. Er war der dritte Algerier, der in den letzten Wochen in einem Akt der Verzweiflung öffentlich den Freitod suchte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2011)

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