Eine Verordnung der Österreichischen Nationalbank verbietet heimischen Banken Geschäfte mit der Familie des tunesischen Expräsidenten. Ihre Vermögen, wenn sie auf österreichischen Konten liegen, sind eingefroren.
Wien/Gau. Zine und Leila, fünf Töchter, Bruder und Schwester, dazu diverse Schwager, Neffen, Nichten und Schwiegersöhne: Die Ben Alis bilden eine eindrucksvolle Sippe. Wer sich einen Überblick über die Familie des tunesischen Ex-Diktators verschaffen will, wird auf der Webseite der Österreichischen Nationalbank fündig.
Dort werden, fein säuberlich samt Personalausweisnummer, seit Samstag 23 Ben Alis und fünf weitere Günstlingen des Regimes aufgelistet – in einer Verordnung der OENB, die heimischen Banken Geschäfte mit diesen Personen verbietet. Sprich: Ihre Vermögen, sofern sie auf österreichischen Konten liegen, sind eingefroren.
Damit zählt Österreich zu den ersten Ländern, die einer entsprechenden Bitte Tunesiens Folge leisten. Wirklich verbindlich wird die Sache erst, wenn die EU eine Verordnung erlässt, was für die nächsten Tage erwartet wird. Die EU-Außenminister haben sich darauf am Montag geeinigt.
Schweizer sind gesprächiger
Hat Ben Ali aber tatsächlich Geld nach Österreich gebracht? „Kein Kommentar“, heißt es dazu aus der Nationalbank, „wir wissen es nicht“, versichert Peter Launsky-Tieffenthal vom Außenministerium. Die Schweizer, die schon kurz nach dem Sturz Ben Alis mit dem Einfrieren begonnen haben, sind da weitaus gesprächiger. Laut Berner Außenministerium hat der Expräsident „einige Dutzend Millionen“ Franken in der Schweiz gebunkert. Auch die Banken seines Vertrauens sind bekannt: die HSBC, die Citibank und die Credit Suisse. Augenzeugen wollen einen Neffen Ben Alis gesehen haben, der versuchte, Gelder abzuheben.
In der Regel treten korrupte Politiker freilich nicht selbst mit Konten in Erscheinung. Lieber dirigieren sie Strohmänner, fingierte Firmen und andere Vehikel der Verschleierung.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2011)