"Tal der Wölfe"-Debatte: Muzicant vs. Schakfeh

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Woelfe MuzicantVorwuerfe fuer MuslimeVertretung(c) Pera Film
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Ariel Muzicant findet das "laute Schweigen" der Islamischen Glaubensgemeinschaft zum umstrittenen "Tal der Wölfe"-Film inakzeptabel. Man wolle keine Zensurstelle sein, wehrt sich Schakfeh.

Der umstrittene türkische Actionfilm "Tal der Wölfe - Palästina" hat einen Schlagabtausch zwischen Vertretern der Israelitischen Kultusgemeinde und der Islamischen Glaubensgemeinschaft ausgelöst: Ariel Muzicant, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), fehlt Kritik vonseiten der "offiziellen Vertreter des Islams". Das "laute Schweigen" der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) sei "inakzeptabel", meint der 58-Jährige. Die IGGiÖ hält diese Kritik für "absurd", sagt Anas Schakfeh, Präsident der Glaubensgemeinschaft.

Muzicant sieht in der Zurückhaltung islamischer Vertreter rund um den Film einen weiteren Beweis, "dass die Islamische Glaubensgemeinschaft an keinem ehrlichen interkonfessionellen Dialog interessiert ist", anders als es bei "Vertretern des demokratischen Österreichs" oder "der muslimischen Zivilgesellschaft" der Fall sei.

Hinweis auf Demonstrationen 2010

Für den IKG-Präsidenten ist der Kinostart am Holocaust-Gedenktag "eine weitere Provokation, die sich in eine Reihe stellen lässt mit den Hamas- und Hisbollah-Sympathiebekundungen (Fahnen) und den antisemitischen Transparenten bei den Demonstrationen 2010 in Wien". Die Demos waren Anfang Juni anlässlich der israelischen Militäraktion gegen die Gaza-Hilfsflotte vom Mai 2010 organisiert worden. Damals hatte die IKG wegen antisemitischer Transparente politische und rechtliche Konsequenzen gefordert. "Tal der Wölfe" hat ebendiesen Angriff auf das türkische Hilfsschiff Mavi Marmara zum Inhalt.

Muzicants Vorwurf stößt wiederum der IGGiÖ sauer auf: Er weise "die Gewalt der Worte, mit der die IKG krampfhaft versucht, die IGGiÖ in ein antisemitisches Eck zu stellen, aufs schärfste zurück", sagt Schakfeh. Die IGGiÖ "war und ist immer offen für den Dialog und pflegt diesen intensiv".

Die Demonstrationen seien nicht von ihr organisiert und der Dialog damals einseitig von der IKG aufgekündigt worden. Man stehe "nach wie vor für den religiösen Frieden in Österreich". Betreffend des Films könne die IGGiÖ nicht verantwortlich gemacht werden, "genauso wenig habe sie irgendeine Art Einfluss auf das Datum" des Kinostarts.

IGGiÖ sei nicht die Botschaft der islamischen Welt

Man sei "keine Zensurstelle" und "habe weder die Autorität noch die Befugnis, eine Ausstrahlung zu verbieten". Die IGGiÖ lehne es "als österreichische Institution" ab, "für alles, was in der islamischen Welt passiert", verantwortlich gemacht zu werden. Sie sei "weder generalbevollmächtigte Botschaft der islamischen Welt noch deren Vormund".

Geht es nach Muzicant, soll der Film nicht weiter gezeigt werden. Stattdessen bestehe laut Muzicant die Notwendigkeit, "endlich etwas gegen die Hetzer und Extremisten zu unternehmen". Bis dahin sehe sich die IKG "angesichts dieser Hetze gezwungen", Sicherheitsvorkehrungen für ihre Einrichtungen zu erhöhen. Eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Wien hat die Glaubensgemeinschaft bereits eingebracht.

Petzner: Demokratie muss andere Wahrheit aushalten

BZÖ-Kultursprecher Stefan Petzner kann Muzicants Kritik nicht verstehen. Er hält dessen Forderung nach einem Ausstrahlungsverbot für einen "eklatanten Angriff auf die Meinungsfreiheit und die Freiheit der Kunst in Österreich". Er bezweifelt die "Demokratiefähigkeit" Muzicants, schließlich lebe eine Demokratie "vom Diskurs und dem Austausch verschiedener Standpunkte", und "eine starke Demokratie muss auch die in diesem Film gezeigte andere Wahrheit aushalten".

(APA/Red.)

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