Katholische Theologen fordern weibliche Priester

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Die tiefe Krise der Kirche nach dem Missbrauchsskandal mache einen „echten Neuanfang“ nötig. In seltener Offenheit fordern katholische Theologen eine Reihe von Reformen. Unter anderem solle der Zölibat fallen.

München/Wien/Ag. Konservative Geistliche werden wenig erbaut sein: Unter katholischen Theologen kursiert ein Schriftstück, das von der Kirche tiefgreifende Reformen wie etwa das Ende des Zölibats fordert. Bisher haben den Reformkatalog „Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch“, der am Freitag auf der Webseite der „Süddeutschen Zeitung“ veröffentlicht wurde, 150 namhafte Professoren aus Österreich, Deutschland und der Schweiz unterzeichnet.

Die „tiefe Krise“ der Kirche nach dem Missbrauchsskandal im vergangenen Jahr erfordere einen „echten Neuanfang“. In Bezugnahme auf die Rekordzahl an Kirchenaustritten im vergangenen Jahr warnen die Theologen davor, „die vielleicht letzte Chance zu einem Aufbruch aus Lähmung und Resignation durch Aussitzen oder Kleinreden der Krise“ zu verspielen. In seltener Offenheit fordern sie eine Reihe von Reformen ein: So sollten künftig etwa auch „verheiratete Priester und Frauen“ im kirchlichen Amt zugelassen werden; durch den Priestermangel gebe es immer mehr zu große Pfarreien, Priester würden „verheizt“. Zudem sollten Gläubige mehr Mitspracherecht erhalten und etwa an der Auswahl von Pfarrern und Bischöfen beteiligt werden. Auch dürften Menschen, die in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft oder als wiederverheiratete Geschiedene leben, nicht länger ausgeschlossen werden.

Elf Professoren aus Österreich

Einen vergleichbaren Aufstand von Theologen hat es seit 22 Jahren nicht mehr gegeben: Im Jahr 1989 protestierten mehr als 220 Wissenschaftler gegen den autoritären Führungsstil von Papst Johannes Paul II., der gegen alle Widerstände Joachim Meisner zum Erzbischof von Köln machte.

Unter den Unterzeichnern sind auch elf Theologieprofessoren aus Österreich, darunter der Dekan der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät, Martin Jäggle, oder Heinrich Schmidinger, Rektor der Universität Salzburg.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2011)

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