Die syrische Opposition versuchte mit Aufrufen im Internet an die Revolten in Ägypten anzuknüpfen. Die Gruppe „The Syrian Revolution“ wird von rund 14.000 Personen unterstützt. Das Regime gibt sich gelassen.
Damaskus/Wien/Ag. Trotz der Ankündigung von Massenprotesten wagt sich in Syrien derzeit kein Demonstrant auf die Straße. Am „Tag des Zorns“ waren in der Nähe des Parlamentsgebäudes in Damaskus nur Sicherheitskräfte in Zivil zu sehen. Zu groß ist der Respekt der Syrer vor dem Regime: Am Mittwochabend etwa ist eine Versammlung oppositioneller Aktivisten gewaltsam aufgelöst worden, mehrere Teilnehmer sind festgenommen worden.
Die Oppositionellen organisieren sich zum Großteil über Facebook und Twitter: Die Gruppe „The Syrian Revolution“ wird von rund 14.000 Personen unterstützt.
„Immun gegen die Krankheit“
Das Regime gibt sich betont gelassen: Präsident Bashir al-Assad hat kürzlich in einem Interview erklärt, sein Land sei „immun gegen die Krankheit, die in der Region kursiert.“ Assad hat betont, dass er seit dem Beginn seiner Präsidentschaft im Jahr 2000 Reformen vorangetrieben habe: Tatsächlich ist die Arbeitslosigkeit von zwölf auf acht Prozent zurückgegangen. Die politische Öffnung des Landes lässt aber auf sich warten: Menschenrechtler beklagen willkürliche Verhaftungen und Folter; der Geheimdienst erstickt jede politische Debatte. Der entscheidende Machtfaktor Assads, der nach 30-jähriger Herrschaft seines Vaters Hafis die Macht übernommen hat, ist das Militär.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2011)