Jüdisches Museum zerstörte Exponate

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Bei Umbauarbeiten im Jüdisches Museum Wien wurden 21 Hologramme zerschlagen. Eine Mitarbeiterin hatte die Scherben fotografiert und die Bilder verschickt. Jetzt regt sich an dieser Vorgangsweise heftige Kritik.

Wien. Es herrscht dicke Luft im Jüdischen Museum in Wien. Grund dafür sind nicht die Bauarbeiten, die dort zurzeit stattfinden (das Museum ist daher geschlossen), sondern vielmehr das Zerschlagen von 21 Hologrammen, die dort 15 Jahre lang ausgestellt waren.

Eine Mitarbeiterin hatte die Scherben fotografiert und die Bilder per Mail verschickt. Der Grazer Museologe Gottfried Fliedl hat die Bilder schließlich auf seinen Blog gestellt („Das Jüdische Museum der Stadt Wien vernichtet sein wichtigstes Medium“) – seither geht ein Aufschrei durch die Museumswelt. Die Mitarbeiterin selbst wurde für das Weiterleiten der Fotos „gerügt“, so Alfred Stalzer, Sprecher des Museums. Es werde mit ihr noch weitere Gespräche über ihre Zukunft geben.

Die Hologramme, die in Form von 3-D-Bildern jüdische Ritualgegenstände, bedeutende Personen und Synagogen zeigten, waren jedenfalls nie unumstritten. Während die einen von der Innovation der Ausstellungsstücke schwärmten, fanden andere die Glasplatten wenig aussagekräftig. Letztlich sollten die Hologramme einer neuen Ausstellung weichen, wie die Direktorin des Museums, Danielle Spera, bereits Mitte Jänner mitgeteilt hatte. Ursprünglich sollten zwei davon ins Wiener Technische Museum, der Rest in ein Kunstlager überstellt werden – so weit kam es allerdings nicht. Man habe Expertisen von zwei Firmen eingeholt, sagt Stalzer; Das Ergebnis: Die Hologramme können nicht mehr abmontiert werden, da sie zu fest verschraubt und verklebt gewesen seien. „Sie wurden nicht mutwillig zerschlagen, sondern nur aus technischer Notwendigkeit.“ Zudem sind die Hologramme nicht ganz verschwunden: Man habe ein zweites Set, das etwas kleiner, inhaltlich aber genau gleich sei. Dennoch: „Eine Diskussion ist in Gang gekommen, die Hologramme sind sehr bekannt.“

Vorzeichen eines Unheils?

Die Diskussion setzt sich indessen auch im Ausland fort. Johannes Wachten, stellvertretender Direktor des Jüdischen Museums in Frankfurt, bezeichnet die Zerschlagung in einem Schreiben an Spera, das der „Presse“ vorliegt, gar als „Menetekel“ – ein Vorzeichen für ein Unheil. Man hätte das Vorhaben besser kommunizieren müssen, so Wachten. Museologe Fliedl hingegen glaubt, dass die „Zerstörung“ hätte verhindert werden können. Die Glasplatten, die die Schatten und Schablonen von Gegenständen zeigten, seien wichtige Exponate gewesen – nämlich ein Hinweis darauf, dass viele jüdische Objekte in der Vergangenheit zerstört wurden und nicht mehr greifbar sind; nun wurden gerade diese zerschlagen.

Auf einen Blick

Hologramm.Das Jüdische Museum in Wien wird zurzeit renoviert (bis Juli). Um Platz für die neue Dauerausstellung zu machen, wurden 21Hologramme zerschlagen. Grund: Sie waren zu fest angeschraubt und konnten nicht entfernt werden. Kritiker monieren, dass man sich nicht ausreichend bemüht habe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2011)

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