Russlands Staatsfeind Nr. 1 brüstet sich mit Blutbad

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Der Tschetschene Doku Umarow bekennt sich zu dem Anschlag auf den Moskauer Flughafen und warnt vor weiteren grausamen Aktionen. Russland müsse den Kaukasus verlassen.

Moskau. Es ist eine düstere Botschaft, die Doku Umarow an Russland und die Welt richtet: Er, der selbst ernannte „Emir des Kaukasus“, habe den schrecklichen Anschlag auf den Moskauer Flughafen Domodedowo vor zwei Wochen angeordnet und weitere, grausame „Spezialoperationen“ sollen folgen. Dieses Jahr werde „für die Russen ein Jahr des Blutes und der Tränen“, kündigte Umarow an. Es sei denn, die russische Bevölkerung unternehme etwas, um „Putins Hunde“, die im Mutterland auf Kaukasier gehetzt würden, an die Kette zu legen.

Umarows Rolle ist umstritten

Obgleich Umarow schwer krank sein soll und in dem 16-minütigen Video einen angeschlagenen Eindruck macht, lehrt er die russische Führung das Fürchten: Attentate bei den Präsidentenwahlen 2012 und den Olympischen Winterspielen in Sotschi könnten die schlimmsten Albträume wahr werden lassen.

Der Top-Terrorist war schon eine zentrale Figur im Unabhängigkeitskrieg Tschetscheniens in den 90er-Jahren. Zum radikalen Islamisten und Verfechter des Heiligen Krieges mutierte er aber erst, nachdem Russland mithilfe des Kadyrow-Klans nach dem zweiten Tschetschenienkrieg seinen Einfluss über die Kaukasusrepublik wieder herstellte. „Hunderte Brüder“ seien bereit, sich bei weiteren Anschlägen zu opfern, sagte Umarow. Dem „chauvinistischen Regime Putins“ solle bewiesen werden, dass der Untergrund in der Lage ist, jederzeit und überall Operationen durchzuführen. Das sei auch der Grund, warum Attentate bislang „unregelmäßig“ verübt worden seien. „ Ich will nicht, dass so viel Blut vergossen wird. Ich möchte, dass Russland darüber nachdenkt und den Kaukasus verlässt“, sagte der Emir.

Umarows Rolle im islamistischen Untergrund ist umstritten: Erst im Sommer sagte sich ein Teil der tschetschenischen Untergrundkämpfer von ihm los. Das Bekenntnis könnte daher ein Versuch sein, die Position zu stärken.

Attentäter im Video zu sehen?

Bereits in der letzten Woche hatte sich Umarow mit einer Videobotschaft zu Wort gemeldet. Neben ihm saß ein junger Mann, der dem mutmaßlichen Attentäter von Domodedowo, Magomed Jewlojew, ähnlich sah. Der Emir stellte ihn als „unseren Bruder Seifullah“ vor, der mit einem Sonderauftrag nach Russland unterwegs sei. Dort werde er sein Leben verlieren, aber dafür ins Paradies kommen, sagte Umarow. Ob es sich bei Jewlojew tatsächlich um den Attentäter handelt und dieser auch auf dem Video zu sehen ist, bleibt unklar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 9. Februar 2011)

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