Fondsmanager: „Inflationsschutz gibt es noch gratis“

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Fondsmanager Erich Hackl erklärt, warum man sein Geld zwar noch nicht vor einer hohen Inflationsrate schützen müsste, inflationsgesicherte Anleihen aber dennoch attraktiv sind.

Die Presse: Ist die Gefahr von steigenden Inflationsraten bereits so groß, dass sie in den Anlage-Entscheidungen eine große Rolle spielten sollten?

Erich Hackl: Die Emerging Markets spüren die Geldflutung aus dem Dollar-Raum, und sie erleben wohl schon eine Phase der „Überinvestition“, wodurch die Inflation in diesen Ländern angetrieben wird. In den Industriestaaten sieht man das an steigenden Preisen von Importgütern wie Öl oder Nahrungsmitteln. Trotzdem glaube ich, dass die Inflationstendenzen in der Eurozone nicht nachhaltig sind.

Im Dezember stieg die Inflation in der Eurozone trotz schwacher Wirtschaftsleistung wieder über die Zwei-Prozent-Marke. Das wird sich nicht halten?

Es gibt noch immer eine Unterauslastung der Wirtschaft, die sich vor allem im Arbeitsmarkt niederschlägt. Die Arbeitslosenrate in der Eurozone bewegt sich noch bei zehn Prozent. Aber selbst wenn die Wirtschaft lange Zeit anziehen sollte, werden die Lohnkosten nicht besonders steigen, da das Angebot an Arbeitskräften groß ist. Im Februar werden wir noch eine hohe Inflationsrate sehen, ab März wird sie aber auf unter zwei Prozent zurückgehen, zum Jahresende erwarten wir eine Rate von 1,7 Prozent – sofern der Ölpreis stabil bleibt.

Demnach besteht nicht die kurzfristige Notwendigkeit, in inflationsgeschützte Anlagen zu wechseln?

Die besteht demnach noch nicht. Aber: Man muss unterscheiden zwischen den Inflationserwartungen und den Inflationsraten, die in den Märkten eingepreist sind.

In der Eurozone wird langfristig eine Inflation von 2,1 Prozent eingepreist. Im August waren es noch 1,6 Prozent.

Eine eingepreiste Inflation von 2,1 Prozent ist historisch noch immer niedrig. Vor der Krise bewegten sich die langfristigen Inflationserwartungen des Marktes in der Eurzone um 2,3 bis 2,4 Prozent. Derzeit liegen wir bei 2,1 Prozent. Das heißt: Eine „normale“ Inflationsrate im Sinne von etwa zwei Prozent, plus einer Risikoprämie, ist derzeit noch nicht eingepreist.

Welche Strategie leiten Sie daraus ab?

Da derzeit eine niedrige Inflation in den Anleihen eingepreist ist, erscheinen inflationsgesicherte Anleihen attraktiver als Nominalanleihen. Deswegen, weil ich den Inflationsschutz sozusagen gratis, also ohne Risikoprämie, bekomme.

Aber Sie erwarten doch keinen Inflationsschub, daher ist ein Inflationsschutz auch nicht notwendig?

Ich erwarte keine besonders hohe Inflation, das stimmt. Aber die Welt ist nicht immer stabil, die politischen Akteure können sich verändern. Sollte aus irgendeinem Grund, den ich jetzt noch nicht sehe, die Inflation sprunghaft ansteigen, wäre ich mit inflationsindexierten Anleihen geschützt – ohne derzeit eine Risikoprämie für eine unerwartet hohe Inflation bezahlen zu müssen.

Bei inflationsgesicherten Anleihen profitieren die Anleger, wenn die Inflation steigt. Dann steigt nämlich auch die reale Verzinsung dieser Anleihen. Warum haben Sie mit Ihrem Fonds „Euro Inflation Linked Bond“ gerade im Jahr 2009 eine außerordentlich hohe Performance von 7,7 Prozent erzielt? Die Inflationsraten waren 2009 historisch gering, teilweise sogar negativ.

Es zählt nicht nur die Inflationsabgeltung. Die Kurse von inflationsgesicherten Anleihen werden kurzfristig auch von Zinsveränderungen angetrieben. Nachdem die Notenbanken die Zinsen senkten und die Investoren sehr risikoscheu waren, gingen die Realzinsen (Nominalzinsen minus Inflation, Anm.) zurück. Das treibt auch die inflationsgesicherten Anleihen an. Wenn man dort drei bis fünf Jahre investiert bleibt, steht die Inflationsabgeltung in unserem Fonds aber schon im Vordergrund.

Welches Umfeld ist nun am besten für inflationsgesicherte Anleihen?

Wenn die Inflation steigt und die Realzinsen niedrig bleiben. Wenn es also kein Wachstum, aber trotzdem steigende Inflation gibt, sozusagen eine Stagflation.

Und was erwarten Sie in dieser Hinsicht für die Eurozone?

Die Inflationsrate wird nicht besonders stark steigen, auch die Zinsen nicht. Es ist daher schwer zu sagen, ob das Umfeld für den Kauf von inflationsgesicherten Anleihen gut ist. Aber: Den Inflationsschutz gibt es – wie gesagt – gratis.

Auf einen Blick

Erich Hackl ist Fondsmanager bei Pioneer Investments Austria.

Strategie. Hackl managt den Fonds „Euro Inflation Linked Bond“, der hauptsächlich in inflationsgesicherte Staatsanleihen aus dem Euroraum investiert. [Bruckberger]

Was Sie beachten sollten bei... Inflationsgeschützten Anleihen

Tipp 1

Vorsicht bei festverzinslichen Anleihen. Eine hohe Inflation ist für Inhaber von festverzinslichen Anleihen mit langer Laufzeit eine schlechte Nachricht. Hohe Teuerungsraten können den realen Wert der Erträge ins Minus drücken. Fürchten Anleger eine hohe Inflation, sollten sie sich nach Alternativen umschauen, etwa inflationsgesicherte Anleihen. Ein guter Indikator hierfür ist die Break-Even-Inflationsrate.

Tipp 2

Break-Even-Inflation. Sie spiegelt die Inflationserwartung der Märkte wider. Für die Eurozone liegt die Break-Even-Inflationsrate für Anleihen mit langen Laufzeiten derzeit bei 2,1 Prozent. Erwartet man als Anleger eine höhere Inflation als die Break-Even-Inflation, sollte man eher zu inflationsgesicherten als zu Fixzins-Anleihen greifen. Der Inflationsschutz ist nämlich noch gratis dabei (siehe Interview).

Tipp 3

Achtung, Kursverluste! Hebt die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins signifikant an, steigen die Realzinsen (Nominalzins minus Inflation). Dadurch werden auch inflationsgeschützte Staatsanleihen mit langen Laufzeiten unattraktiver, wodurch Kursverluste drohen. Die Experten der Raiffeisen Zentralbank empfehlen in diesem Fall den Kauf von Floatern, also Anleihen mit variabler Verzinsung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2011)

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