Ein Chrysler-Werbespot wird in den USA zum Gesprächsthema Nummer eins. Hauptdarsteller ist die angeschlagene "Motor City" Detroit.
Bereits seit den 1980er Jahren befindet sich Detroit in der Krise. Aus der Boomtown Detroit, in der Henry Ford den Autobau am Fließband erfand und deren Einwohnerzahl zwischen 1900 und 1950 von 285.000 auf 1,85 Millionen stieg, ist ein Problemfall geworden.
Die drei Autobauer GM, Ford und Chrysler sowie Zulieferer entließen in den vergangenen Jahrzehnten Zehntausende Mitarbeiter. Wo einst Art-deco-Wolkenkratzer, prunkvolle Kaufhäuser, Kinos und Opernhäuser glänzten, stehen heute in Downtown noch immer ganze Häuserzeilen leer. Manche Viertel gelten gar als "No-Go-Areas". Die Einwohnerzahl der Metropole von Michigan ist auf rund 918.000 im Jahr 2006 gesunken.
Gepflegte Großstadt-Tristesse
Nun ist es ausgerechnet diese verfallende Geisterstadt, die in einem TV-Spot, der beim Super Bowl-Endspiel erstmals ausgestrahlt wurde, die Herzen vieler Amerikaner höher schlagen lässt. Es ist ein ungewöhnlicher Werbespot. Autobauer Chrysler lässt eine schwarze Limousine durch trostloses Industriegebiet kurven. Keine unendlichen Weiten, kein Sonnenuntergang - wie man es von Auto-Werbungen gewohnt ist. Aus dem Off ertönt eine ernste Stimme: "Was weiß diese Stadt über Luxus? Was weiß eine Stadt, die zur Hölle und wieder zurückgegangen ist, schon über die feineren Dinge des Lebens?" Die Antwort: "Mehr als die meisten".
Am Ende des Spots parkt Rapper Eminem, der zu dem Sound seines Songs "Lose Yourself" durch die Straßenschluchten von Detroit fährt, den neuen Chrysler 200 vor dem berühmten Fox Theatre. Er betritt die Bühne, dreht sich zur Kamera und sagt: "Das ist Motor City, und das ist, was wir tun".
Chrysler von Erfolg überrascht
Der Spot hat offenbar den Nerv vieler Amerikaner getroffen, schreibt das "Handelsblatt". Seit Sonntagabend quellen die Blogs diverser US-Webseiten, Zeitungen, Radio- und TV-Sendungen mit Kommentaren über. Der Spot soll bereits mehr als 200 Millionen Aufrufe im Internet haben - allein auf YouTube wurde der Spot mehr als 4,2 Millionen mal abgerufen. "Wir haben nicht damit gerechnet, dass die Werbung derart einschlagen würde", zitiert die Zeitung eine Chrysler-Sprecherin.
Fiat-Chef Sergio Marchionne, der bei Chrysler das Sagen hat, soll maßgeblich an der Entwicklung beteiligt gewesen sein. Angeblich soll er sogar bei einzelnen Textzeilen mitgefeilt haben.
"Born of Fire": Der Chrysler-Werbespot
(phu)