Jüdisches Museum: Kritik von Museums-Direktoren

Zerstoerte Hologramme Kritik MuseumsDirektoren
Zerstoerte Hologramme Kritik MuseumsDirektoren(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Weil im Jüdischen Museum beim Umbau 21 Hologramme zerstört wurden, haben sich Museums-Direktoren aus Österreich und Deutschland in einem offenen Brief an Danielle Spera gewandt. Spera verteidigte das Vorgehen.

Über die Landesgrenzen hinaus sorgt die Zerstörung von 21 Hologrammen des Jüdischen Museums in Wien für Aufregung. Die Hologramme waren im Zuge des Umbaus zerstört worden ("Die Presse" berichtete). Museums-Direktorin Danielle Spera argumentierte, dass diese keine Exponate gewesen seien und sich nicht ohne Schäden entfernen ließen. 25 österreichische und internationale Museumsdirektoren und Wissenschafter haben in einem offenen Brief ihre Besorgnis über die Vorgänge geäußert.

"Als Kollegen machen wir uns Sorgen darum, ob die für uns selbstverständlichen Standards der Achtung und des Respekts gegenüber Meilensteinen der Gestaltung Jüdischer Museen hier wirklich Beachtung gefunden haben", heißt es in dem Schreiben: "Jüdische Museen sind gleichzeitig ein Teil jener Geschichte, die sie erzählen und sollten sich auch mit Achtung und Respekt gegenüber dieser, ihrer eigenen Geschichte, als Institution verhalten."

Hologramme "selbst bedeutendes Objekt"

Die 1996 in der Daueraufstellung des Jüdischen Museums installierten Hologramme seien "radikal innovativ" und auch "selbst ein bedeutendes künstlerisches Objekt" gewesen, meinen die Direktoren. Damit seien die Hologramme auch "ein Teil der Sammlung des Hauses, die gemäß der Prinzipien von ICOM, also des Internationalen Verbands der Museen, gepflegt und bewahrt werden muss. Nach unserem Selbstverständnis musealer Arbeit wäre es geboten gewesen, die Hologramme zu archivieren, auch wenn dies nur unter Zuhilfenahme von - möglicherweise schwierigen - restauratorischen Maßnahmen gelungen wäre."

Gerade in jüdischen Museen sei Zerstörung und willentliche Auslöschung jüdischen Lebens, jüdischer Kultur und jüdischer Erinnerung ein wichtiges Thema, das einen sensiblen Umgang "auch mit unserer eigenen Geschichte als Museen und der Objekte, die wir ausstellen und bewahren" erfordere.

Wollen ein Gespräch mit Spera

"Wir möchten Sie deshalb fragen, wie Sie unseren eigenen Umgang mit unserer Geschichte sehen, und wie wir uns selbst gegenüber kritisch genug bleiben können, um unsere Sensibilität für unseren Gegenstand nicht zu verlieren?", so die Unterzeichner. Sie würden sich "sehr freuen würden", mit Spera ein Gespräch zum Thema zu führen.

Die Unterzeichner

Den offenen Brief an Danielle Spera haben unter anderem die Programmdirektoren der Jüdischen Museen Frankfurt am Main und Berlin, die Direktoren des Jüdischen Museum Franken und des Jüdischen Museum München, der Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, Hanno Loewy, der Direktor des Vorarlberger Landesmuseums Tobias G. Natter, der stellvertretende Institutsvorstand des Institut für Judaistik an der Uni Wien, Gerhard Langer, sowie der Leiter des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck, Dirk Rupnow, unterzeichnet.

Die Hologramme, auf denen jüdische Ritualgegenstände, Personen und Synagogen abgebildet waren, hätten eigentlich abmontiert und in Depots bzw. dem Technischen Museum aufgehoben werden sollen. Spera hatte betont, dass das Museum über ein zweites, kleineres Set derselben Hologramme verfüge.

(APA/Red.)

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