Würdige Geburtstagsfeier für Bernhard

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Im Burgtheater wurde Mittwochabend Thomas Bernhards 80. Geburtstag episch begangen. Claus Peymanns Weggefährte Hermann Beil richtete die circa drei Stunden lange Feier zu Bernhards Achtziger aus.

Claus Peymanns Weggefährte Hermann Beil richtete die circa drei Stunden lange Feier zu Bernhards Achtziger aus. Dabei wurde die Wandlung vom wortgewaltigen Poeten zum furiosen Beschimpfer und Provokateur deutlich. Der eine brachte den anderen hervor.

Annemarie Düringer las „Mein Weltenstück“ (1952): Ein Dichter malt mit Worten, was er sieht, in einer atemberaubenden Momentaufnahme. Düringer trug auch den grausamen, surrealen Text „Der Schauspieler“ (1969) vor, in dem ein Mime vom Publikum, Kindern, überwältigt wird.

Toll: Zeller, Düringer, Kirchner

Hinreißend: Bibiana Zeller las „Festspiele am Radio“ (1952): Ein Junge will sich Richard Strauss' „Die Liebe der Danae“ anhören und wird ständig gestört, verbaler Slapstick. Toll: Ignaz Kirchner als „Minetti“. Trotz all der namhaften Schauspieler gab es auch schwache Passagen, etwa: Der Ausschnitt aus „Der Ignorant und der Wahnsinnige“; da sind und waren die Aufführungen viel besser.

Der Bernhard-Overkill zum Jubiläum ist enorm, aber man erfährt auch Interessantes über die Methodik des Dichters, die er nicht nur aus der Musik und aus seinem Erleben entwickelte; er komponierte, konstruierte gezielt. In seinem Werk nahm er die heutige Selbstdarstellungssuada vorweg. Nur das Ich zählt. Beschreibungen mied er. Im Film sieht man, wie stark Bernhards Sprache mit ihm verbunden ist. Die Angst vor dem Tod goss er bereits 1958 in den Gebetszyklus „In Hora Mortis“. Aus Zeitungsartikeln dichtete er bizarre Sketche. Und er brauchte seine „Melancholiepille“ Wien. Am stärksten liebt man hierzulande bekanntlich die toten Dichter. Das zeigte erneut der herzliche Applaus. bp

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2011)

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