Rauchverbot: Nicht jeder Hüttenwirt hält sich dran

Rauchverbot Nicht jeder Huettenwirt
Rauchverbot Nicht jeder Huettenwirt(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Das Tabakgesetz gilt auch für Skihütten - nicht überall wird streng zwischen Raucher- und Nichtraucherbereich abgetrennt. Vierlerorts müssen Raucher ins Freie ausweichen.

Seit 1. Juli 2010 gilt das Rauchverbot in Lokalen ohne Übergangsfristen, da haben auch Österreichs Skihütten mit Auflagen zu kämpfen. Handelt es sich um einen Gastronomiebetrieb mit mehr als 50 Quadratmeter Verabreichungsfläche, darf es gar keinen oder nur mehr einen abgetrennten Raucherbereich geben. Ein APA-Lokalaugenschein rund um die Pisten lieferte ein unterschiedlichen Eindruck.

In Salzburg weisen die großen Skihütten zwar getrennte Raucher- und Nichtraucherbereiche auf, doch nicht immer wird das Rauchverbot auch streng befolgt. Vor allem dann, wenn sich die Bar im "Hauptraum" befindet und der Skitag zur Neige geht, wird dort das Rauchen geduldet.

Eine Skihütte im Lungau, an einem Sonntag zur Mittagszeit: Viele Familien haben sich an den Tischen des rund 100 Quadratmeter großen Nichtraucher-Raumes versammelt. Weder dort noch an der Bar wird geraucht. In einem 50 Quadratmeter kleinen Nebenraum ziehen nur zwei Skifahrer genussvoll an der Zigarette, mehr sind es nicht. Um 16 Uhr wendet sich das Blatt: Müde vom Pistensport gesellen sich mehrere Gäste zum Apres Ski an die Bar, trinken Bier, Hochprozentigeres oder Kaffee und gönnen sich dabei nicht nur eine Zigarette. Der Kellner rückt einen Aschenbecher zurecht.

Ähnliche Szenen spielten sich auch auf anderen Skihütten im Pongau und Pinzgau ab. "Die Gäste sollen sich bei uns entspannen. Sie dürfen rauchen", sagte eine Kellnerin einer Gastwirtschaft in Großarl. In einer Selbstbedienungs-Hütte im Skigebiet von "KitzSki", das von Mittersill im Pinzgau bis nach Kitzbühel in Tirol reicht und 170 Kilometer präparierte Pisten anbietet, ließ man die Raucher gewähren - obwohl der einzige Raum mehr als 70 Quadratmeter maß. Das Personal hinter der Schank hatte ohnehin alle Hände voll zu tun, damit die Gäste nicht zu lange auf die Getränke- und Speiseausgabe warten mussten.

Rauchen vor der Tür

In den Skigebieten Hochkönig und Zauchensee ergab ein "Lokal-Augenschein" in insgesamt sechs Hütten, dass Rauchen kein Konfliktthema ist. Sogar dort, wo Aschenbecher aufgestellt sind, war niemand zu sehen, der sich dem Tabakkonsum hingab. Wegen des sonnigen Wetters hielten sich aber die meisten Gäste im Freien auf. Nur dort waren vereinzelte Personen mit Zigarette oder Zigarillo zu finden. Personen mit feinem Geruchssinn fühlen sich weniger durch deren Rauch gestört als vielmehr durch den kräftigen Küchengeruch von Kasnocken, Pommes oder Sauerkraut.

Der Obmann des Salzburger Gastwirteverbandes, Anton Herzmaier, ist mit der derzeitigen gesetzlichen Lösung zufrieden. Er habe weder von den Hüttenwirten noch von den Gästen kritische Stimmen gehört. "Es funktioniert gut", betonte Herzmaier. "Ich weiß nichts von Anzeigen." Die "Grafenbergalm" im Skigebiet von Wagrain/St. Johann im Pongau habe sogar rigoroses Nichtrauchen eingeführt. "Dort wird vor der Tür geraucht. Auch das funktioniert gut", betonte Herzmaier.

Eigene Loggia am Sternstein

Am Sternstein bei Bad Leonfelden in Oberösterreich qualmen die Raucher in einer eigenen Loggia des Gasthauses an der Talstation. Zu Mittag füllen sich die Räume mit hungrigen Wintersportlern, der blaue Dunst hält sich in Grenzen. Erst später am Nachmittag, wenn immer mehr Gäste statt zu Würstel und Gulaschsuppe zu Cola-Rum und Wodka-Feige greifen, steigt auch die Zahl der Raucher.

Die zahlreichen tschechischen Gäste sind mit der Regelung zufrieden. "Ich würde auch hinausgehen, um mir eine Zigarette anzuzünden", sagte ein Vater von zwei Kindern. "Wir sind ja zum Skifahren da und nicht zum Rauchen." Weil es aber in der Loggia erlaubt ist, bleibt er mit seinem Glimmstängel schließlich doch lieber drinnen im Warmen.

In Kirchschlag, dem Hausberg der Linzer, haben die Kinder die klare Mehrheit in der pistennahen Gaststätte. Besucher ohne Nachwuchs sind in der Minderheit. Wohl auch deshalb raucht niemand, zumindest nicht während der Essenszeit. Als es ein Gast doch versucht, wird ihm von der Kellnerin mit rauem Charme nahegelegt, zum Rauchen nach draußen zu gehen. "Es ist eh' so schön heute."

Steiermark: Stammgäste verloren

In der Steiermark kämpfen vor allem kleinere Hütten mit einem Abgang von rauchenden Gästen. "Aufgrund der Größe mussten wir in unserem Lokal das Rauchen verbieten, dadurch kommen viele Stammgäste nicht mehr", so Justine Kammerhofer, Inhaberin des "s'Liftbeisl" bei der Talstation der Aflenzer Bürgeralm. Von der Hütte "Hochwurzenalm" auf der Planai wird Ähnliches berichtet, die Gäste sind dort mit dem gänzlichen Rauchverbot nicht zufrieden, eine räumliche Trennung ist nicht möglich.

Aber auch größere Betriebe haben es trotz räumlicher Trennung nicht immer leicht, wie der Inhaber des "Planaihof" berichtet: "Da der Raucherbereich kleiner ist als der Nichtraucherbereich, halten sich leider nicht immer alle Gäste an das Verbot. Werden sie darauf aufmerksam gemacht, verlassen sie oft das Lokal." Dies führt natürlich zu Gästeeinbußen, denn viele Skifahrer wollen nicht draußen in der Kälte rauchen.

Für die Hohenhaus Tenne in Schladming, die rund tausend Personen Platz bietet, stellt das Rauchverbot kein Problem dar. Gastrobereich und Galerie sind strikt zum Nichtraucherbereich erklärt worden, in der Tenne selbst darf beim Apres Ski weiterhin gequalmt werden. Laut einer Mitarbeiterin würde das von den Gästen akzeptiert und komme auch gut an. Auch in der "Tauernalm"-Hütte auf der Planai funktioniert die räumliche Trennung von Rauchern und Nichtrauchern ganz gut, der Wirt kontrolliert die Einhaltung des Verbots persönlich, fügte aber gegenüber der APA hinzu: "Wir hatten von den Räumlichkeiten her Glück, sodass wir die Bereiche zugunsten der Gäste gut aufteilen können."

Heizung in Apres Ski Hütte

Für viele nicht so große Skihütten ist die Teilung von Raucher- und Nichtraucherbereich aber ein großes Hindernis. Christina Srb vom Gasthof "Pierergut" auf der Bürgeralm in Aflenz hat dieses Problem gut gelöst: "Bei uns ist im ganzen Haus Rauchverbot, für den Winter haben wir draußen eine Apres Ski Hütte mit Heizung gemacht, da können die Raucher hinaus gehen." Diese Lösung werde von den Skifahrern gerne angenommen und wie die Wirtin sagt, habe es bisher noch keinerlei Probleme oder Beschwerden gegeben. Gut lachen hat auch der Besitzer der Schirmbar "Almrausch" in Schladming, denn Schirmbars sind vom Rauchverbot ausgenommen.

In Niederösterreich zeigt ein Blick in eine Hütte am Hochkar, dass sich der Wirt zumindest bemüht, Nichtraucher unter den Gästen zu schützen. In einem Raum des Lokals darf zum Glimmstängel gegriffen werden, in einem anderen ist es verboten. Essensausgabe und Schank liegen allerdings im Raucherbereich.

Vorarlberg: Friedliches Auskommen

In den Vorarlberger Skigebieten gibt es offenbar ein gutes Auskommen zwischen Rauchern und Nichtrauchern. Die Gäste würden sich an die vorgegebenen Regeln halten, "da gibt es überhaupt keine Probleme", hieß es dazu aus den Skidestinationen Lech und Silvretta Montafon. Negative Auswirkungen auf die Umsätze habe das Rauchverbot nicht.

Die Skilifte Lech betreiben zwei Skihütten mit generellem Rauchverbot und eine Eisbar, in der Raucher- und Nichtraucherbereich getrennt sind. Eine der Hütten - die "Balmalp" auf 2106 Metern Seehöhe - machte schon vor fünf Jahren Werbung als "erste rauchfreie Skihütte Österreichs". Gastwirt Rudi Walch sah darin nie ein Problem. "Auf der Terrasse darf man ja rauchen, das stört niemanden", so der Gastronom. Wer der Zigarette frönen wolle, der gehe einfach ins Freie.

Die Silvretta Montafon Bergbahnen führen in ihren Skigebieten acht Restaurants mit insgesamt 9000 Sitzplätzen. Während im Freien auf den Terrassen geraucht werden darf, ist das Rauchen in den Räumen der Gaststätten verboten. "Ursprünglich haben wir getrennte Bereiche eingeführt, aber das hat nicht funktioniert", erklärte Gastronomie-Chef Gerhard Haller. Nun sei alles klar geregelt, "und das finden beide Gruppen gut".

Bei der Kontrolle des Rauchverbotes in Skihütten in Tirol gibt es kein Pardon für Hüttenwirte. "Natürlich werden auch Skihütten kontrolliert", hieß es etwa bei der Bezirkshauptmannschaft Imst, in deren Zuständigkeitsbereich unter anderem das Ötztal mit seiner Wintersporthochburg Sölden fällt. Vereinzelt habe es auch Anzeigen gegeben, gab der Referatsleiter der Gewerbeabteilung an. Er schätzte, dass etwa fünf Prozent der Anzeigen Hütten betreffen. Im Vergleich zu anderen Gaststätten halten sie sich allerdings in Grenzen, meinte er. In Hütten des Österreichischen Alpenvereins, dem in Tirol die meisten Alpinhütten gehören, gilt bereits seit mehreren Jahren generelles Rauchverbot.

(APA)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.