Engpass: US-Staaten fordern Thiopental für Giftspritze

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Thiopental Giftspritze USA(c) AP (Kiichiro Sato)
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Das Betäubungsmittel wird in den USA nicht mehr hergestellt, daher sucht man Lieferanten im Ausland. Eine Tiroler Pharma-Firma streitet ab, Thiopental in die USA zu liefern.

Insgesamt 13 US-Staaten haben die US-Regierung um eine Belieferung mit dem für Hinrichtungen genutzten Betäubungsmittel Thiopental gebeten. Das Justizministerium in Washington habe ein entsprechendes Schreiben erhalten und prüfe die Anfrage, bestätigte eine Sprecherin am Donnerstag (Ortszeit). Thiopental wird bei Hinrichtungen eingesetzt, um Todeskandidaten zu betäuben, bevor ihnen zwei weitere Injektionen mit tödlichen Giften verabreicht werden.

Über das Mittel gibt es seit Wochen Streit, weil der Stoff nach der Einstellung der inländischen Produktion Ende Jänner zum Teil importiert wurde, wogegen mehrere Todeskandidaten Klagen einreichten. Die Kläger werfen der Arzneimittelbehörde FDA vor, mehrere US-Staaten nicht daran gehindert zu haben, das Mittel aus Europa zu importieren.

Tiroler Firma: Liefern nicht an USA

In Österreich hat am Donnerstag die zum Schweizer Novartis-Konzern gehörende "Sandoz GmbH" im Tiroler Kundl die Herstellung von Thiopental verteidigt. Es handle sich um ein von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als "essential drug" klassifiziertes Arzneimittel. Alle Niederlassungen mit einer lokal zugelassenen Vermarktungserlaubnis für Sodium Thiopental seien angewiesen, das Produkt nicht in die USA zu exportieren oder zu verkaufen, hieß es in der Stellungnahme.

Das Mittel werde auch nicht an Großhändler oder Drittkunden ausgeliefert, die es wiederum an die USA verkaufen könnten, hieß es in der Stellungnahme des Unternehmens. Sandoz vermarkte injizierbares Thiopental in 50 Ländern weltweit, allerdings nicht in den USA und in Großbritannien.

Ein Sprecher von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) erklärte am Donnerstag: "Wir sind strikt gegen die Todesstrafe." Arzneimittel dürften nur zur Behandlung von Patienten eingesetzt werden. In Deutschland hatte Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) Ende Jänner an deutsche Pharmafirmen appelliert, kein Thiopental in die USA zu liefern.

Hinrichtung per Giftspritze

Im Jahr 1982 wurde in Texas der erste Mensch durch eine tödliche Injektion hingerichtet. Dabei werden drei Medikamente hintereinander verabreicht, die zunächst Bewusstlosigkeit und letztlich Tod durch Lähmung der Atmungsmuskulator und/oder Herzstillstand auslösen sollen. Normalerweise werden diese drei Mittel verwendet:

1. Thiopental: Auch bekannt als Pentothal; schnell wirksames Anästhetikum.
2. Pancuronium: lähmt die Muskeln, vor allem das Zwerchfell. Führt zu Tod durch Ersticken.
3. Kaliumchlorid: stoppt das Herz und verursacht dadurch Tod durch Herzstillstand.

(Ag.)

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