Sag beim Abschied leise Servus

Sag beim Abschied leise Servus
Sag beim Abschied leise ServusAlexander aufgenommen im August 1987 im Phantasialand Brühl (c) APA (dpa/Ossinger)
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Peter Alexander, ein großer Entertainer, ein wunderbarer Mensch, ist tot. Die Familie war ihm wichtiger als eine Weltkarriere. Im harten Showbusiness ist er Mensch geblieben.

In den Achtzigern gab es eine Umfrage, wonach Peter Alexander das liebste Pantscherl der Österreicherinnen wäre. Ein Wiener Sexualtherapeut erklärte das so: "Peter Alexander stellt für viele Frauen genau das dar, was der eigene Mann nicht ist. Er ist freundlich, charmant, gewaschen, gut angezogen. Er kommt mit Blumen ins Haus, auch wenn er gar keine in der Hand hat." Die Kunst des Stars, gleichzeitig nah und unerreichbar zu sein, beherrschte Peter Alexander perfekt. Vor allem aber war er ein Künstler, kein Design-Produkt eines Entertainment-Konzerns. Er konnte singen, tanzen, spielen - und Klavier spielen. Schon das Reinhardt-Seminar hat er 1948 mit Auszeichnung abgeschlossen.

Sein Vorbild war Frank Sinatra, was weniger sonderbar erscheint, wenn man Sinatra auf alten Aufnahmen im Smoking sieht. Er war aber auch verwandt mit dem erdig-volkstümlichen Heinz Conrads. Die richtig große Weltkarriere hat Alexander vielleicht deswegen nicht gemacht, weil er immer darauf Wert gelegt hat, ein Mensch zu bleiben, sich nicht verführen ließ vom großen Geld, das er dann vor allem in Deutschland machte.

Familie und Beruf

Er hatte eine Frau, eine Familie. Er wollte sich nicht opfern für den Ruhm. Er kam weit genug: sechzig Filme, 120 Schallplatten, 600 Fernsehshows. Die Peter-Alexander-Show war ein Straßenfeger. Warum wurde er derart geliebt? Er war fesch - bis ins hohe Alter. Er repräsentierte glaubwürdig den ewigen Lauser und den Lieblingsschwiegersohn. Er reagierte aber auch, auf seine Weise, auf den Wandel der Zeit: 1970, als die 68iger-Revolutionäre die Kunst in heftige Schwingungen versetzte, war Alexander mit "Hier ist ein Mensch" in der Hitparade: Ein Appell, über dem geräuschvollen Egotrip in der Popmusik das Herz und das Mitgefühl mit dem Nächsten nicht zu vergessen, auch das war ja damals Teil der Ideologie. Alexander sang neben Schlagern Volksmusik und Operetten. In Deutschland punktete er als liebenswürdiger Österreicher. Er repräsentierte die Unterhaltungskultur der Nachkriegszeit, strahlte Frohsinn, Idylle, Sauberkeit aus.

Mit der Banalität mancher heutiger Populär-Musik hat er wenig gemein. Er animierte zwar die Schenkel-Klopfer, wenn er "Kalinka" intonierte oder "Wie Böhmen noch bei Öst'reich war" sang, aber er behielt selbst als Interpret von Gassenhauern immer die Aura des Künstlers. Er wirkte feiner, schüchterner, eleganter, als es im Geschäft mit der Masse üblich war - in dem er so viele Jahrzehnte punktete.

Unvergessliche Filme

Einige seiner Filme sind heute Klassiker als Dokumente einer Zeit und einer Unterhaltungskultur, in der man sich noch entspannt, nicht verfremdet oder verzerrt dem Blödeln hingeben durfte: "Die Fledermaus" mit dem großen Kasperl und begnadeten Ohrenwackler Gunther Philipp (1918 bis 2003) zählt dazu, die beiden amüsierten des öfteren gemeinsam die Zuschauer - oder: "Charleys Tante", "Im Weißen Rössl am Wolfgangsee". Die heutige Schwatzhaftigkeit, mit der echte und Möchtegern-Stars sich inszenieren, war nicht die Sache von Peter Alexander. Er gab selten Interviews. 1998 war er zu Gast bei Helmut Zilk in dessen Reihe "Lebenskünstler". Auf die Frage, was er zu Weihnachten macht, sagte Alexander: "Wir beten, wir singen. Wir spielen Weihnachtslieder von der Platte, zum Beispiel Bing Crosby". Auf die Frage nach seiner TV-Zukunft meinte er: Es fehlen die Drehbuchschreiber. Alexander, der Star von nebenan, wenn auch nicht zum Anfassen. Alexander, der Profi, der wusste, dass er die richtigen Helfer brauchte, um so lange auf der Höhe des Erfolgs zu bleiben, wie es ihm gelang.

Die Konkurrenz war kleiner als heute, aber höchst markant: der Grandseigneur Hans-Joachim Kulenkampff, der kantige Dietmar Schönherr, der lustige Holländer Rudi Carrell, der intellektuelle Frank Elstner, der gelassen-clowneske Thomas Gottschalk. Das Fernsehen wandelte sich, was blieb, war die jährliche Peter-Alexander-Show - bis in die Neunziger. Soviel Wert Alexander auf persönliche Distanz legte, so viel Intimität erzeugte er in seinen Shows: Man hatte das Gefühl, der Mann plaudert im eigenen Wohnzimmer mit seinen Gästen, auch wenn er niemals indiskrete Fragen stellte. Alexander, das war Heimatlichkeit, Beständigkeit. Der österreichische Charme, der österreichische Stil haben sich damals noch besser verkauft als heute, wo der deutsche Humor doch sehr zu dominieren scheint.

Außergewöhnliches Talent

Alexander wurde in Wien geboren. Der Vater war Bankbeamter, er starb bereits 1947 an den Folgen seiner Kriegsverletzungen. Die Mutter war die Tochter eines Musikalienhändlers aus dem böhmischen Pilsen. Man könnte sagen: die böhmischen Weisen, die böhmische Musikalität lagen Peter Alexander im Blut: in der Heiterkeit ein bisserl Melancholie, in der Traurigkeit immer ein Lächeln. Das humanistische Gymnasium musste er wegen Lausbubenstreichen verlassen. Der Vater schickte ihn zum Not-Abitur nach Znaim, dort lebte der Großvater. Das Klavierspielen brachte sich Alexander autodidaktisch bei. In der englischen Kriegsgefangenschaft versuchte er sich als Laienschauspieler.

Nach dem Krieg inskribierte er Medizin, wechselte aber bald zur Schauspielerei. Im Wiener Bürgertheater trat er das erste Mal auf. Später hat er erzählt, dass ihn die ersten Hungerjahre stark geprägt haben ("Ich steh an der Bar und ich habe kein Geld"). Im Jahr 1953 gewann er den Münchner Schlagersängerwettbewerb "Bella Musica". 1952 hatte er seine Filmkarriere begonnen. Damals trat er auch erstmals als Quizmaster auf. 1969 gab ihm das ZDF mit "Peter Alexander serviert Spezialitäten" eine eigene Show, es folgte "Peter Alexanders Wunschkonzert" und "Peter Alexander präsentiert Spezialitäten". Einschaltquoten von bis zu 78 Prozent! Da dürften heutige Fernsehmacher vor Neid erblassen. Besonders geliebt wurde Alexander für seine von den betroffenen Kollegen nicht immer geschätzten Parodien. 1976 durfte er als erster Ausländer in Disneyland einen Teil seiner Adventshow drehen. In den Achtzigern gab es eine Pause, vermutlich wegen nicht überzeugender Show-Vorschläge des ZDF. In den Neunzigern gab es wieder jährlich zu Weihnachten die "Peter-Alexander-Show". 30 Jahre Fernseh-Karriere, davon können viele TV-Stars heute nur träumen. Das Angebot ist enorm, aber auch die Fluktuation.

Starke Frau im Hintergrund

In den letzten Jahren hat Alexander schlimme Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Seine Frau Hilde starb, seine Tochter Susanne verunglückte mit dem Auto. Hilde & Peter vermarkteten sich weit über ihre Jugendzeit hinaus als "Schnurrdiburr und Daddy", eine offenbar goldene Ehe in Zeiten, da Beziehungen brüchiger wurden und es eher schick war, sich zu trennen, als zusammenzubleiben. Der kommerzielle Erfolg Alexanders ist wohl seiner Hilde zu verdanken, die immer fester mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen schien als ihr Mann, der sich vor allem gern beim Angeln ablichten ließ. Bis zu seinen letzten öffentlichen Auftritten, über Video, blieb Alexander der feine, elegante Gentleman. Seine Gesichtszüge hatten - noch in den Fotos von der Trauer am Grab seiner Familie, die indiskreter Weise veröffentlicht wurden und die man natürlich trotzdem angeschaut hat - einen Anstrich von Frische und Jugendlichkeit.

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