T-Mobile: Daten-Roaming-Flatrate kommt im Juli

TMobile RoamingFlatrate kommt Juli
TMobile RoamingFlatrate kommt Juli(c) Presse Digital (Daniel Breuss)
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Kunden sollen mit minimalen Kosten europaweit surfen können. Gleichzeitig startet der Betreiber erste Feldversuche mit Handy-Bezahlung per NFC. Vorerst aber nur in Deutschland und Polen.

Im Zuge seiner Pressekonferenz auf dem Mobile World Congress hat die Deutsche Telekom seine Roaming-Strategie vorgestellt. Ab Juli sollen alle EU-Länder mit einem neuen Angebot versorgt werden. Fährt man über die Grenze, erhält man als T-Mobile-Kunde eine SMS und Info-Website, auf der Datenpakete angeboten werden. Auf dem MWC wurden die deutschen Tarife präsentiert. Ein 24-Stunden-Pass mit 10 Megabyte Datenvolumen kostet 1,95 Euro, für 50 MB zahlt man 4,95 Euro. Vielsurfer und Businesskunden werden aber eher zur Wochen-Flatrate greifen. Hier zahlt man 14,95 Euro pro Woche. Die Österreich-Preise für das "Travel & Surf" genannte Angebot werden voraussichtlich im Juni genannt.

"Kein Bedarf für Regulierung"

T-Mobile will mit dem Angebot auch der EU-Kommission Wind aus den Segeln nehmen. Sie will bis 2015 Roaming komplett abschaffen. Edward Kozel, CTO des deutschen Betreibers, sieht dafür aber "keinen Bedarf". Sein Ziel ist es, seinen Kunden europaweite Surf-Möglichkeiten zu geben. Dazu soll auch das Netz beschleunigt werden. Im EU-Raum wird die Geschwindigkeit der HSPA+ Technik auf 21 Megabit pro Sekunde angehoben. In Österreich soll 2011 noch das Doppelte dieser Geschwindigkeit erreicht werden. "Wir wollen, dass die Kunden Daten nutzen", verkündete Kozel. Er betont die Transparenz des Angebots. Hat man etwa die 10 MB aufgebraucht, wird die Verbindung gekappt und der Kunde wird gefragt, ob er ein neues Paket will oder nicht. So sollen Überraschungen vermieden werden.

Datenverkehr explodiert

Das verursacht allerdings Kosten. Wie Rüdiger Köster, CTO von T-Mobile Österreich erklärt, muss das Unternehmen jedes Jahr 100 Millionen Euro in den Netzausbau investieren. Seit 2007 habe sich der mobile Datenverkehr weltweit versiebenfacht. Von jetzt an bis 2015 soll er erneut um das 26-fache steigen, so Köster. Um dieses Volumen zu transportieren, setzt T-Mobile auf LTE. Der Ausbau in Innsbruck sei abgeschlossen, weitere Landeshauptstädte sollen folgen. "Allen voran Wien", sagt Köster. Genaue Termine nennt er aber nicht.

3 nicht beeindruckt

Von Österreichs kleinstem Mobilfunker, 3, gibt es inzwischen eine Reaktion auf den Vorstoß von T-Mobile. 3-Chef Jan Trionow erklärte auf dem MWC, man habe bereits selbst seit Längerem mit "3 like home" die Möglichkeit, in ausländischen Partnernetzen Datenroaming-Kosten zu vermeiden. Dementsprechend sehe er dem Angebot von T-Mobile gelassen entgegen, erklärte Trionow bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Netzausrüster ZTE. Auch 3 rüstet auf, beziehungsweise um. Die gesamte Infrastruktur wird durch Technologie des neuen Partners ersetzt und soll damit bis Herbst 2011 komplett LTE-tauglich sein.

Geschäftskunden als Einnahmequelle

Mit Mobilfunkgebühren allein können die Betreiber immer weniger verdienen. Wie der Telekom-Monitor-Bericht der RTR belegt, sinken die Umsätze seit Jahren. Besonders im Privatkundenbereich kannibalisieren sich die Anbieter gegenseitig. T-Mobile will daher verstärkt auf Business-Kunden setzen und ihnen "maßgeschneiderte Lösungen" anbieten. Beim rosa Riesen ist man überzeugt, dass die Kunden dann auch bereit seien, "ein Premium zu bezahlen", ist Vertriebs-Manager Stefan Gubi überzeugt. Man habe bereits Firmen wie Strabag, Allianz und Liebherr überzeugen können, sowie "einen namhaften Top-100-Kunden". Gleichzeitig will der Anbieter aber auch Angebote für seine Bestandskunden forcieren, um eine Abwanderung zu anderen Betreibern zu verhindern.

NFC: Mobile Geldtasche als Geldquelle

T-Mobile hofft aber, in Zukunft auf ein weiteres Standbein für die Finanzierung zu setzen. Die Funktechnik NFC ist auf dem Mobile World Congress stark vertreten. Bis 2014 rechnen Analysten weltweit mit 94 Milliarden Euro, die durch NFC umgesetz werden. Dabei soll der europäische Markt einen großen Teil ausmachen. 2011 will der Betreiber in Deutschland und Polen einen ersten Anlauf starten. Wer von den großen Zahlungsdienstleistern, wie etwa Visa und Mastercard, an Bord sein wird, wollte CTO Kozel nicht verraten. Man führe derzeit mit allen anderen Betreibern und den Zahlungsanbietern Gespräche, um eine "kritische Masse" erreichen zu können. Österreich wird aber noch warten müssen. T-Mobiles Marketing-Chefin Maria Zesch erklärte, man wolle erst abwarten und sich die Ergebnisse aus Deutschland ansehen.

NFC

Near Field Communication (NFC) ist ein Standard zur drahtlosen Übertragung von Daten über eine Strecke von maximal zehn Zentimetern. Das System kommt vor allem bei drahtlosen Bezahldiensten oder bei Zugangskontroll-Systemen per Handy zum Einsatz. Bisher gibt es noch sehr wenige Geräte, die NFC unterstützen.

Nächster Versuchsballon

Es ist nicht das erste Mal, dass NFC angeboten wird. Schon vor einigen Jahren hatten A1 und Vodafone in Kooperation mit den Wiener Linien einen Feldversuch gestartet. Das Angebot wurde aber nicht angenommen und liegt derzeit brach. Es könnte aber sein, dass mit dem neuen Schwung, den auch Hersteller wie Samsung mit den soeben veröffentlichten Geräten bringen, auch NFC bei uns zum Durchbruch gelangen wird. Für das nächste iPhone wird ebenfalls ein NFC-Chip erwartet. Aber auch hier müssen erst die Betreiber und Zahlungsdienstleister miteinander reden, bis ein einheitliches Geschäftsmodell verfügbar ist.

(db)

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