Obama kritisiert Iran: "Sie schießen auf Menschen"

Obama kritisiert Iran schiessen
Obama kritisiert Iran schiessen(c) EPA (STRINGER)
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Mit ungewöhnlich scharfer Kritik verurteilt US-Präsident Barack Obama das harte Vorgehen iranischer Sicherheitskräfte gegen Oppositionelle. Bei Protesten in Teheran gab es mindestens zwei Tote.

US-Präsident Barack Obama verurteilt das harte Vorgehen iranischer Sicherheitskräfte gegen Oppositionelle. "Sie schießen auf Menschen, verprügeln Menschen und sperren Menschen ein", sagte er am Dienstag zu den jüngsten Polizeiaktionen gegen Proteste in Teheran. Bei den Zusammenstößen am Vortag gab es mindestens zwei Tote. In der iranischen Hauptstadt forderten Parlamentsabgeordnete am Dienstag gar die Todesstrafe für führende Oppositionelle.

Obama ermutigte die Demonstranten im Iran und in anderen Staaten der Region, dem Beispiel Ägyptens zu folgen. "Was in Ägypten wahr war, sollte auch im Iran wahr sein", sagte Obama in Washington. Die Menschen sollten ihre Meinung und ihr Leid ausdrücken sowie von ihrer Regierung Antworten verlangen können. Er warf dem Iran Heuchelei vor. Das Regime tue so, als feiere es die Ereignisse in Kairo, schieße aber gleichzeitig auf Oppositionelle im eigenen Land.

"Als würde man Staub in Richtung Sonne werfen"

Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad stufte die Bemühungen der Oppositionskräfte als "aussichtslos" ein. "Die iranische Regierung wird öfters angefeindet, aber die Initiatoren derartiger Zwischenfälle sollten wissen, dass sie am Status quo nicht rütteln können", sagte Ahmadinejad am Dienstag im Fernsehen. "Es ist, als würde man Staub in Richtung Sonne werfen - der Staub fällt einfach in ihre Augen zurück."

Nach den jüngsten Demonstrationen forderten Parlamentsabgeordnete die Todesstrafe für führende Oppositionelle. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Irna riefen die Abgeordneten: "Tod für Moussavi, Karroubi und Khatami." Der frühere Präsident Mohammad Khatami ist neben den zwei früheren Präsidentschaftskandidaten ein anderer Oppositionsführer. Parlamentspräsident Ali Larijani kündigte an, ein Ausschuss werde den "Verlauf der Krawalle" aufklären.

Die Opposition hatte zu Solidaritätskundgebungen mit den Aufständischen in Ägypten und Tunesien aufgerufen. Sie wollte damit zeigen, dass die iranische Führung zwar die Opposition in den arabischen Ländern unterstützt, aber Demonstrationen im eigenen Land nicht duldet. Die Polizei hatte die Kundgebungen in Teheran und fünf anderen Städten schließlich mit Tränengas und Knüppeln unterbunden.

Festnahme eines spanischen Diplomaten

Die spanische Regierung reagierte mit großer Verärgerung auf die vorübergehende Festnahme eines ihrer Diplomaten am Rande der Demonstration. Außenministerin Trinidad Jimenez drohte in Madrid, den spanischen Botschafter im Iran zu Konsultationen abzuberufen, sollte die Regierung von Präsident Ahmadinejad den Vorfall nicht innerhalb von 48 Stunden aufklären oder sich entschuldigen.

Der Leiter der Konsularabteilung der spanischen Botschaft in Teheran, Ignacio Perez-Cambra, war am Montagabend in Teheran auf der Straße abgeführt und nach vier Stunden ohne Auflagen wieder freigelassen worden. Spanien zitierte daraufhin den iranischen Botschafter in Madrid ins Außenministerium und überreichte in Teheran eine Protestnote.

Mindestens zwei Tote

Der stellvertretende Polizeichef Ahmad-Reza Radan erklärte, bei den Demonstrationen seien zwei Menschen getötet und neun Vertreter der Sicherheitskräfte verletzt worden. Schuld daran seien die oppositionellen Volksmujaheddin, die Söldner der USA, Großbritanniens und Israels seien. Mehrere Demonstranten seien festgenommen worden. Die Volksmujaheddin wiesen die Vorwürfe der Polizei in einer Erklärung zurück. Die Sicherheitskräfte hätten das Feuer auf die Demonstranten eröffnet. Es habe Tote und Verletzte gegeben.

Auf Internetseiten der Opposition war berichtet worden, dass eine Demonstrantin eine Schusswunde erlitten habe. Es war nicht klar, ob der Schuss von der Polizei kam. Da es der ausländischen Presse verboten ist, direkt von Protestveranstaltungen zu berichten, werden Informationen über Internetseiten und Augenzeugenberichte verbreitet, die nicht vollständig überprüft werden können.

(Ag.)

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This photo, taken by an individual not employed by the Associated Press and obtained by the AP outsid
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