In den vergangenen drei Tagen sind keine Flüchtlinge mehr auf Lampedusa gelandet. Sorge herrscht um ein Boot mit 500 Nordafrikanern, das die Überfahrt nicht geschafft haben könnte.
Die schlechten Wetterbedingungen und die stärkeren Kontrollen tunesischer Behörden an den Küsten haben die Migrationswelle in Richtung Süditalien vorerst gestoppt. Am dritten Tag in Folge wurden auf der Insel Lampedusa zwischen Sizilien und Tunesien keine Landungen von Flüchtlingen gemeldet.
Sorge besteht jedoch wegen Gerüchten über ein 45 Meter langes Boot mit 500 Migranten an Bord, das am Dienstag die tunesische Küste in Richtung Lampedusa verlassen hatte, aber nie auf der Insel eingetroffen sei. Eine Suchaktion von Italiens Küstenwache ergab bisher keine Ergebnisse. Das berichteten italienische Medien am Donnerstag.
Auffanglager noch immer doppelt belegt
1500 Migranten befinden sich zurzeit auf Lampedusa. Sie wurden im Auffanglager der Insel untergebracht, das jedoch nur für 850 Personen gebaut wurde. Die 5300 Bürger der Insel sind wegen der massiven Zahl der Flüchtlinge auf Lampedusa besorgt. Sechs Flüchtlinge drangen in die unbewohnte Villa des bekannten italienischen Popsängers Claudio Baglioni ein und übernachteten dort. Es wurden keine Schäden angerichtet, die Migranten verbrauchten lediglich die Lebensmittel in der Küche der Villa.
Der Bürgermeister von Lampedusa, Bernardino De Rubeis, warnte, dass die Insel vor dem Zusammenbruch steht. "Wir hoffen, dass keine weiteren Migranten eintreffen, ansonsten ist die Lage für uns alle nicht mehr zumutbar", sagte der Bürgermeister. Er trifft am Donnerstag in Rom Innenminister Roberto Maroni, mit dem er Strategien zur Bewältigung der Notstandssituation auf der Insel diskutieren wird.
Flüchtlinge drohen mit Hungerstreiks
Hunderte von tunesischen Flüchtlingen wollen auf Lampedusa unterdessen mit einem Hungerstreik auf ihre dramatische Lage aufmerksam machen. Es geht die Angst vor Abschiebungen um, berichten italienische Medien am Donnerstag.
Vor dem Sturz des tunesischen Diktators Ben Ali Mitte Jänner hatte Italien Wirtschaftsflüchtlinge aus dem nordafrikanischen Staat auf der Basis eines bilateralen Abkommens in der Regel postwendend zurückgeschickt.
Weitere Flüchtlingswellen befürchtet
Der Innenminister hatte am Mittwoch in einer Ansprache vor dem Parlament die EU erneut beschuldigt, nichts gegen den Flüchtlingsnotstand in Süditalien unternommen zu haben. "Es ist unglaublich, dass die europäischen Institutionen gegenüber dieser Krise tatenlos geblieben sind", berichtete Maroni.
Der Direktor der EU-Grenzschutzagentur Frontex, Ikka Laitinen, reagierte auf Maronis Vorwürfe. "Frontex wird Italien im Umgang mit der Flüchtlingsfrage aktiv unterstützen", versicherte Laitinen. Er gab zu, dass wegen der politischen Instabilität in Nordafrika weitere Flüchtlingskrisen ausbrechen könnten.
(APA)