Die im offiziellen Inflationsbericht veröffentlichte Prognose für die Teuerung sei zu niedrig, sagt ein Mitarbeiter der Notenbank. Er fordert eine Zinserhöhung.
Der britische Notenbanker Andrew Sentance geht auf Konfrontationskurs mit seinem Zentralbankchef Mervyn King. Sein Urteil: Die am Mittwoch im offiziellen Inflationsbericht der Notenbank veröffentlichten Prognosen für die Entwicklung der Teuerung seien zu niedrig. Eine Zinserhöhung sei das Gebot der Stunde, sagte Sentance am Donnerstag in London.
"Mein Urteil ist, dass die Aufwärtsrisiken für die Inflation in den publizierten Aufstellungen zu niedrig dargestellt werden", sagte der als geldpolitischer Hardliner bekannte Notenbanker, der seit Monaten für Zinserhöhungen plädiert.
"Geldpolitik schneller straffen"
Sentance nahm seine Kritik zum Anlass, dies erneut zu unterstreichen: "Die Geldpolitik müsste aller Wahrscheinlichkeit nach schneller und stärker gestrafft werden, als das die Finanzmärkte derzeit erwarten, um die Teuerung wieder Richtung des Zielwerts zu drücken." Die Bank of England peilt eine maximale Teuerungsrate von zwei Prozent an. Sie bekommt diesen Zielwert von der Regierung vorgegeben.
Die britische Notenbank hatte am Mittwoch die Tür für die erste Zinserhöhung seit Ausbruch der Finanzkrise aufgestoßen und ihre Inflationsprognosen angehoben. Demnach wird die Teuerungsrate bis Mitte des Jahres auf vier bis fünf Prozent steigen und bis Anfang 2013 auf 1,7 Prozent fallen. Experten sehen in den Prognosen einen Hinweis auf bald bevorstehende Zinserhöhungen, eventuell bereits im Mai.
"Die Entscheidung ist noch nicht gefallen"
Notenbankchef King versuchte, Spekulationen über rasche Zinserhöhungen wieder einzufangen. "Die Entscheidung ist noch nicht gefallen und wird auch nicht getroffen bis zu unserer nächsten Beratung oder dem darauffolgenden Treffen - oder auch erst in einigen Quartalen", sagte King. Die Notenbank hält den Leitzins auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent.
(Ag.)