Plastiksackerl umweltfreundlicher als Papiertüten

Eine Studie kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Bei Obst- und Gemüsesackerln ist Plastik umweltfreundlicher als Papier.

Während der Handel angestrengt nach Alternativen für das in Ungnade gefallene Plastiksackerl sucht, kommt eine Untersuchung zu einem überraschenden Ergebnis: "Bei Obst- und Gemüsesackerln ist die Plastikvariante dem Papier vorzuziehen", so Harald Pilz, Autor der Studie der Beratungsfirma "denkstatt". Die Papierversion habe im Vergleich zu den dünnen Plastiksackerln einen 50 Prozent größeren Klimafußabdruck. Pilz hat Ergebnisse einer "denkstatt"-Studie im Auftrag des europäischen Wirtschaftsverbandes "PlasticsEurope" auf österreichische Bedingungen umgerechnet. Datenqualität und seriöse Methodik der Studie sind laut dem Autor von unabhängigen wissenschaftlichen Prüfern bestätigt worden.

Auch bei herkömmlichen Plastiktragetaschen bringe Papier keine Verbesserung, da beide bezogen auf den Klimafußabdruck in etwa gleich abschneiden. Ein Grund dafür: In Österreich funktioniere die Entsorgung gut. Der Abfall werde energetisch, werkstofflich oder rohstofflich verwertet.

Bioplastik ist besser

Bioplastik ist "normalem" Plastik aber vorzuziehen: Hier liegt der Klimafußabdruck laut Pilz im Schnitt etwa 20 bis 40 Prozent unter jenem konventioneller Kunststoffsackerln. "Wo sich Biokunststoffe für den Einsatz als Tragetasche eignen, besteht aus Sicht des Klimaschutzes hier ein, wenn auch absolut gesehen sehr kleines, Optimierungspotenzial", so der Experte. Die verfügbare Bandbreite ergebe sich je nach Rohstoff: Stärke, Polymilchsäure oder teils konventionelles Plastik.

Im Handel wird derzeit das Motto "Mehrweg statt Einweg" propagiert. Pilz gab zu bedenken, dass die mehrmalige Nutzung weniger eine Frage des Materials sei als des Verhaltens der Kunden: "Man kann auch Plastiktaschen mehrmals verwenden." Dass das auch umgesetzt wird, glaubt Jürgen Schneider, Experte vom Umweltbundesamt in Wien, nicht: "Theoretisch ist eine mehrmalige Verwendung möglich, aber praktisch werden die Plastiksackerln nach dem Einkauf weggeschmissen."

Grundsätzlich hält Pilz die Plastiksackerl-Diskussion "für müßig": Im Klimafußabdruck eines durchschnittlichen Konsumenten machen Kunststofftragetaschen gerade einmal 0,5 Promille aus. Plastiksackerl seien insofern ungeeignet als Symbol der Ressourcenvergeudung.

CO2-Fußabdruck

Der Klimafußabdruck, auch Carbon Footprint genannt, gibt Auskunft über die gesamten CO2-Emissionen eines Produktes in seinem Lebenszyklus, von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung. In der "denkstatt"-Studie diente er als Parameter für den Tragetaschenvergleich.

(APA)

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