Weht ein frischer Wind durch unsere Aufsichtsräte?

Qualität und Quote bringen neue Chancen.

Ahnung hat, doch bestens vernetzt ist und alles durchwinkt, war gestern. Aufsichtsräte sind im Zug der Wirtschaftskrise in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. Vorsichtig formuliert: Nicht jedes Kontroll- und Aufsichtsorgan hat sich in den vergangenen Jahren bewährt. Umso wichtiger ist, dass nun eine breite Debatte über die Qualität von Aufsichtsräten eingesetzt hat. Lehrgänge sprießen aus dem Boden, Old-Boys-Netzwerke werden hinterfragt, die Bestimmungen von Corporate–Governance-Kodices ernstgenommen. Dazu kommt, dass der Druck wächst, endlich mehr weibliche Aufsichtsratsmitglieder aufzunehmen.

Immer mehr Entscheidungsträgerinnen meinen: Quotenregelungen sind zwar nicht unbedingt schön, aber ganz schön wirksam. So haben auch Karrierefrauen, die derzeit noch in der zweiten und dritten Reihe stehen, die Chance auf ein Aufsichtsratsmandat. Wer über breites Wissen in zentralen Unternehmensfunktionen verfügt, wer Branchen-Know-how hat und Auslandserfahrung mitbringt, der ist ein Gewinn für wirksame Aufsichtsratsarbeit. Daran müssen vor allem die Unternehmen ein echtes Interesse haben.

Die Zeiten für ahnungslose „Old Boys“, Parteigünstlinge und andere Fehlbesetzungen werden schlechter. Das sind gute Nachrichten für echte Profis. Aufsichtsrat sein sollte nicht bloß Nebengeschäft bleiben, sondern Beruf werden. Das bringt neue Chancen für Unternehmen und für Karrieremacher.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2011)

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