LG Optimus 3D probiert: Dreidimensionales Kopfweh

Optimus probiert Dreidimensionales Kopfweh
Optimus probiert Dreidimensionales Kopfweh(c) Daniel Breuss
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Mit einem dreidimensionalen Display will sich der Hersteller vom Rest der Android-Smartphones absetzen. DiePresse.com konnte bereits einen näheren Blick auf das Gerät werfen, das im Mai zu uns kommen soll.

Das Konzept ist eigentlich toll: Dreidimensionale Darstellung ohne lästige 3D-Brille. Nintendo hatte das mit seiner Spielkonsole 3DS schon einmal gezeigt, jetzt hat LG auf dem Mobile World Congress ein LG Optimus 3D vorgestellt. Das Android-Smartphone mit Doppelkern-Prozessor kann in bestimmten Anwendungen in einen 3D-Modus wechseln. So sind etwa einige Spiele darauf optimiert worden, auch eine exklusiv für das Handy verfügbare YouTube 3D-App ist vorhanden. DiePresse.com hat sich das Optimus 3D in Barcelona näher angesehen.

Halbierte 3D-Auflösung

Zum 3D-Effekt gibt es zweierlei zu sagen. Einerseits funktioniert er tadellos. Andererseits strengt er die Augen sehr an und verursachte bei einigen Anwesenden sogar in kürzester Zeit Kopfweh. Neben der möglichen Erklärung, dass das Auge sich nicht so schnell umstellen kann, gibt es noch eine andere. Normalerweise bietet der großflächige Touchscreen eine Auflösung von 800 x 480 Bildpunkten. Für den 3D-Modus wird diese aber horizontal halbiert auf 400 x 480 Pixel. Das merkt man besonders, wenn Schrift im Bild ist. Der "Wow, 3D!"-Effekt kann darüber nur kurz hinwegtrösten. Auch ist der Unterschied zur sonstigen Qualität des 4,3-Zoll-Schirms zu groß, um nicht aufzufallen. Einen Regler, um die Stärke des Effekts zu beeinflussen, wie ihn etwa Nintendos 3DS bietet, gibt es nicht.

Blickwinkelabhängig

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft das 3D-Ballerspiel "NOVA". Zwar sieht es hervorragend aus, und auch der 3D-Effekt verstärkt den visuellen Eindruck. Allerdings steuert man das Spiel (sofern man es nicht umstellt) über die Lagesensoren des Optimus 3D. Und sobald man es zu stark neigt oder kippt, kippt auch der 3D-Effekt, worauf die Ansicht verschwimmt. Damit man Bilder in 3D sehen kann, muss man nämlich ganz gerade auf das Display sehen. Nicht ganz so schlimm ist das Problem bei einem ebenfalls gezeigten Rennspiel. Hier war der 3D-Effekt allerdings auch nicht so stark ausgeprägt. Zum Verkaufsstart will LG gleich 10 3D-Spiele bereitstellen.

Kunden sollen Inhalte liefern

Die Akzeptanz von 3D-Fernsehern in heimischen Wohnzimmern ist eher gering. Ein Hauptgrund ist das Fehlen von Inhalten. LG hofft aber, dass die Nutzer diese selbst erzeugen. Dafür besitzen das Optimus 3D und auch das Tablet Optimus Pad nicht nur eine, sondern gleich zwei Kameras auf der Rückseite. Damit lassen sich 3D-Fotos und -Videos erstellen. Ansehen lassen sie sich zwar auf dem Optimus 3D, aber nicht auf dem Tablet. Hier muss ein 3D-Fernseher herhalten. Auch eine Möglichkeit, den Verkauf dieser Geräte ankurbeln zu wollen.

Alles doppelt

Abgesehen von den dreidimensionalen Beigaben ist das Optimus 3D ein klassisches Android-Handy, das LG aber wie Samsung mit einer angepassten Benutzeroberfläche versieht. Von der Leistung her könnte das Gerät noch über anderen Smartphones mit Doppelkern-Prozessor ranigeren. LG betont, dass man auch zwei Kanäle für den Arbeitsspeicher eingebaut hat, um die Lastverteilung zu optimieren. Ob das wirklich einen großen Unterschied macht, werden erste ausführliche Tests zeigen müssen.

Vorläufiges Fazit

Eines ist LG gelungen. Das Optimus 3D kann sich dank seines 3D-Displays vom Rest der Android-Smartphones absetzen. Allerdings ist das leider wohl nicht mehr als ein Gimmick - das man auch teuer bezahlt. 599 Euro soll das Gerät kosten, wenn es im Mai auf den Markt kommt. Ansonsten leistet sich LG eigentlich keine Fehler. Ob man es gut findet, dass der Hersteller eine eigene Benutzerobefläche forciert, ist Geschmackssache. Das Gerät wirkt etwas schwer verglichen mit Samsungs Galaxy S2, liegt aber recht gut in der Hand, trotz des großen Touchscreens mit 4,3 Zoll Bilddiagonale. Insgesamt ein gelungenes High-End-Smartphone, dessen Alleinstellungsmerkmal noch nicht so optimal funktioniert.

(db)

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