Porträt: Ein Kämpfer für Gegenwartskunst

MAK-DIREKTOR PETER NOEVER
MAK-DIREKTOR PETER NOEVER(c) APA/HANS KLAUS TECHT (Hans Klaus Techt)
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Seit 1986 amtierte Peter Noever als MAK-Direktor, nun trat er zurück. Am Beginn seiner Zeit im MAK stand die völlige Neupositionierung des Museums, heftige Vorwürfe begleiteten das Ende seiner Ära.

Er war der längst dienende Direktor eines österreichischen Bundesmuseums und zuletzt auch der umstrittenste: Seit 1986 war Peter Noever Direktor des Österreichischen Museums für angewandte Kunst (MAK) in Wien. Kritik an seiner Amtsführung, die zuletzt immer lauter geworden war, und Vorwürfe im Zusammenhang u.a. mit Geburtstagsfeiern seiner Mutter im Museum, führte er bis zuletzt auf eine gegen ihn geführte Kampagne zurück. Doch eben diese Vorwürfe, die das Parlament ebenso beschäftigen wie den Rechnungshof, haben dazu geführt, dass Noever seinen Ende des Jahres auslaufenden Vertrag doch nicht bis zum Ende erfüllt. Er hat am Mittwoch seine Funktion zurückgelegt. Seinen 70er am 1. Mai wird er nicht mehr als Direktor feiern. Die Suche für seine Nachfolge ist bereits in vollem Gange.

Der gelernte Designer und Kunsttheoretiker sorgte auch vor knapp drei Jahren mit der Aufpolierung von Schmieds Büro durch Leihgaben aus dem MAK und der Artothek für einige politische Aufregung. Das Ministerium konterte die Vorwürfe um die Kosten damals: Noever - er hatte Stehpult und Teppich selbst entworfen - habe eine "freiwillige künstlerische Arbeit im Dienst der Republik" geleistet und dadurch dem Steuerzahler sogar Geld gespart. Und auch Noever wehrte sich: "Das war ein Befreiungsakt. Ich glaube nicht, dass man vor einem Bild von Maria Theresia über Probleme der zeitgenössischen Kunst nachdenken kann."

Um die Probleme der zeitgenössischen Kunst kümmerte sich Noever seit 25 Jahren. Bereits im Herbst vergangenen Jahres verkündete er, dass er keine Verlängerung seines Vertrags anstrebe. "Aber in Pension werde ich sicher nicht gehen. Ich werde möglicherweise an einem anderen Ort weiterarbeiten. Ich fühle mich nicht müde", erklärte er in einem Interview mit der Wiener Stadtzeitung "Falter". Als er 2006 eine Rückschau auf die vergangenen zwei Jahrzehnte unternahm, erklärte Noever stolz, dass das MAK das "erste Bundesmuseum" war, "das eine bauliche, aber auch inhaltliche Neuorientierung erfahren hat. Ganz am Anfang haben wir uns entschieden, das Haus zwischen Tradition und Experiment zu positionieren." Aber er meinte später auch: "Wir sprechen nur mehr über die Eitelkeiten der Museumsdirektoren und nicht mehr über die Kunst. Das ist die wirkliche Krise."

Sanierung am Beginn seiner Ära

Peter Noever wurde am 1. Mai 1941 in Innsbruck geboren, war von 1975 bis 1993 Lehrbeauftragter für Designanalyse an der Akademie der bildenden Künste in Wien, 1988/89 Gastprofessor für Museologie an dieser Hochschule. Gastvorträge führten ihn an verschiedene Universitäten (Berkeley, Kalifornien; UCLA und USC-School of Architecture, beide Los Angeles). 1982 gründete er die Architekturzeitschrift "Umriss", die er bis 1994 als Herausgeber und Chefredakteur leitete und die zu einem wesentlichen Forum kulturtheoretischer Auseinandersetzungen wurde.

Als er 1986 zum Direktor und künstlerischen Leiter des Museums für angewandte Kunst - als erster Leiter eines Bundesmuseums mit zeitlich befristetem Vertrag - bestellt wurde, ließ er prompt ein Projekt zur baulichen Sanierung und räumlichen Erweiterung des Museums erarbeiten. So konnte er als erster mit ausgearbeiteten Plänen bereitstehen, als dank der "Museumsmilliarde" (damals noch Schilling) Sanierungsgelder für die Bundeskulturbauten bereitgestellt wurden. Mit der baulichen Umgestaltung des MAK, die auch international viel Anerkennung gefunden hat, ging auch eine organisatorisch-strukturelle Umgestaltung einher.

Zahlreiche Ausstellungen hat Peter Noever im In- und Ausland betreut, die zumeist auch international nachhaltige Wirkung zeitigten: dazu zählen u.a. Rudolph M. Schindler, Josef Hoffmann, Bernard Rudofsky, Günther Domenig, Carlo Scarpa, Walter Pichler, Donald Judd, Margarete Schütte-Lihotzky oder Roland Rainer gewidmete Ausstellungen sowie "Kunst und Revolution" über die russische und sowjetische Avantgarde und die der Architektur der Stalinzeit gewidmete Themenschau "Tyrannei des Schönen". 1991 kürte die Kunstzeitschrift "Pan" Peter Noever zum Ausstellungsmacher des Jahres. Das von ihm gründlich durchlüftete Museum für angewandte Kunst wurde 1996 mit dem Museumspreis des Europarates ausgezeichnet.

Ebenfalls 1996 eröffnete die MAK-Expositur in Los Angeles, wo auf Initiative von Noever bis dato drei Häuser des Wiener Architekten Rudolph Schindler als Ausstellungszentrum bzw. Stipendiatenhaus adaptiert wurden - ein weiteres wurde dem MAK Center Los Angeles per testamentarischer Festlegung übertragen. Noch Anfang Februar lud Noever unter dem Motto "Kunst statt Kompromiss" zur Jahrespressekonferenz in sein Museum und zeigte sich "gerührt über diesen Zulauf, dieses extreme Interesse". Damals betonte er noch, sich bis zum Ende des Jahres mit voller Kraft dem Haus zu widmen. Heute, Mittwoch, erklärte er jedoch, dass er "weiteren Schaden durch die öffentliche Diskussion" rund um die Vorwürfe gegen ihn vom MAK abhalten und "die Angelegenheit auch von meiner Seite im Sinne einer vollständigen Bereinigung ohne Beeinträchtigung des von mir übernommenen Amtes rasch und vollständig zu Ende bringen" wolle.

(APA)

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