Tierschützer: Neuer Eklat im Gerichtssaal

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Die Ausführungen der Richterin zur Expertise des umstrittenen linguistischen Gutachters Wolfgang Schweiger, ließen den Prozess eskalieren. Nach einigen Angeklagten verließ auch die Richterin den Saal.

Wiener Neustadt/Apa. Erneute Eskalation im Wiener Neustädter „Mafia-Prozess“ um 13 Tierschützer: Grund der Aufregung waren die Ausführungen von Richterin Sonja Arleth zur Expertise des umstrittenen linguistischen Gutachters Wolfgang Schweiger.

Zu Beginn seiner Einvernahme hatte Arleth Schweiger gefragt, ob er sich befangen fühle. Dieser verwies auf ein E-Mail des Privatgutachters der Verteidigung, des deutschen Kriminologen Raimund Drommel, in dem dieser ihm sein Vertrauen zusichere. Als die Richterin das Mail verlesen lassen wollte, protestierten die Anwälte: Sämtliche sachlichen Aussagen Drommels habe sie ignoriert, ein Kaffeeplausch solle dafür in den Akt kommen.

Daraufhin schilderte Arleth ihre Wahrnehmungen zur ersten gerichtlichen Aussage des Sachverständigen im vergangenen Jahr. Drommel war damals beratend für die Verteidigung anwesend gewesen, hatte aber selbst nichts sagen dürfen. Weil er aber immer wieder genickt hatte, habe er dem Gutachten Schweigers offenbar zugestimmt, meinte sie. Vier Anwälte protestierten daraufhin erbost, zwei Angeklagte liefen aus dem Saal. Heftige Wortgefechte folgten, schließlich verließ auch die Richterin den Raum. Der Prozess wurde schließlich doch noch fortgesetzt. Schweiger verteidigte darin sein Gutachten, in dem er einige Schriftstücke dem Hauptangeklagten Martin Balluch zugeordnet hatte.

Frisur als „Provokation“

Aufregung hatte es schon zuvor um den Drittangeklagten gegeben. Er hatte seine Haare grau angesprayt und aufgestellt und so Schweigers Frisur imitiert. Die Richterin ließ „das äußere Erscheinungsbild“ des Angeklagten im Protokoll festhalten: Es „spricht für sich und könnte unter Umständen als Provokation gewertet werden“. Das Verfahren wurde auf Montag vertagt. Dann soll auch die Befragung Schweigers weiter fortgesetzt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2011)

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