Kirchenvolksbegehren "eine gewisse Aggression"

Volksbegehren Kirchenprivilegien
Volksbegehren Kirchenprivilegien(c) APA/HANS KLAUS TECHT (Hans Klaus Techt)
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Kirchenkritische Reformer und die evangelische Kirche üben scharfe Kritik am Volksbegehren gegen angebliche Kirchenprivilegien - dabei ist es noch nicht mal gestartet.

Erst in knapp zwei Wochen beginnt das Sammeln von Unterschriften für das Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien, und schon jetzt distanzieren sich immer mehr Gruppen von dem Projekt: Die durchwegs kirchenkritischen Organisationen "Wir sind Kirche", Priester ohne Amt, Pfarrerinitiative und Laieninitiative üben ebenso Kritik wie die evangelische Kirche.

Das Papier würde nicht nur Forderungen, sondern auch bloße Behauptungen beinhalten, meinte der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker. Der evangelisch-reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld spürt aus der Initiative sogar "eine gewisse Aggression heraus". Obwohl das Volksbegehren hauptsächlich auf die römisch-katholische Kirche abziele, seien sehr wohl die evangelischen Kirchen mitbetroffen, etwa beim Religionsunterricht.

"Halb ausgegoren"

Die Reformbewegungen räumten ein, dass die in Österreich geltenden Regelungen über die Beziehung zwischen Staat und Kirche lange zurückreichen und nicht mehr in jeder Hinsicht zeitgemäß seien. "Ein Volksbegehren, bei dem eine prinzipiell negative Einstellung zur Kirche und deren Wirken insgesamt zum Ausdruck kommt, erscheint dabei wenig hilfreich", so Herbert Kohlmaier, Obmann der Laieninitiative. Er verwies auch auf die "unverzichtbare" humanitäre und karitative Leistung der Kirche und erklärte: "Aus all diesen Erwägungen distanzieren sich die Reformbewegungen von diesem Volksbegehren." Man sprach sich hingegen für ein gemeinsames Überdenken der Situation aus.

Für Bünker sind die Punkte, die das Volksbegehren aufzählt, lediglich "halb ausgegoren" und würden zudem teilweise auf falschen Tatsachen beruhen. So seien mehrere Punkte nicht nur im Konkordat geregelt, sondern etwa auch im Staatsvertrag. Die Vermischung derartig vieler Themen unter einer Überschrift sei zudem kontraproduktiv für die einzelnen Anliegen, etwa jenem zur Aufklärung der Missbrauchsfälle. Von den mehreren Volksbegehren, die für dieses Jahr geplant sind, werde jenes zu "Kirchenprivilegien" wohl den letzten Platz belegen, denkt Bünker - "aber ich bin ein schlechter Prophet".

Ebenso hart ins Gericht ging Hennefeld mit dem Volksbegehren. Er hält "offen gestanden nichts" davon. Auch das evangelisch-reformierte Oberhaupt sieht darin "alle möglichen Dinge vermischt" und entgegnet der Kritik, die Kirche in Österreich sei ein "Staat im Staat": "Wir verstehen uns als Kirche in der Gesellschaft."

(APA)

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