Wissenschaftsministerin Karl will Regeln zum wissenschaftlichen Arbeiten prüfen. Plagiatsjäger untersuchen Arbeiten von EU-Kommmissar Johannes Hahn, des Grünen Peter Pilz, Ex-Finanzministers Karl-Heinz Grasser.
Wien/Pö. Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) schaltet sich jetzt in die Debatte um Plagiate ein. Nach dem Fall zu Guttenberg in Deutschland gehe es ihr allerdings „nicht um Anlassgesetzgebung“, sagte sie auf Anfrage der „Presse“, sondern darum, „diese Debatte für eine Bestandsaufnahme und Überprüfung der bestehenden Regelungen zu nutzen“. Konkret will sich Karl – unter anderem – der Frage widmen, ob (höhere) Strafen bei Plagiaten im Wissenschaftsbetrieb sinnvoll wären und damit Übertretungen besser vorgebeugt werden könnte; derzeit droht etwa die Aberkennung des Titels durch die Universität.
Zur aktuellen Rechtslage sagt Karl: „Wenn es Lücken gibt, werden wir diese schließen.“ Ins Visier genommen werden müssten auch Uni-interne Regelungen. Die Ministerin plant nun ein Gespräch über eventuelle Verbesserungen mit Experten, darunter Vertreter der Universitäten und Fachhochschulen sowie der Agentur für wissenschaftliche Integrität.
„Plagiate sind kein Kavaliersdelikt“, betont Karl. Die vielen Absolventen, die ihre Diplomarbeiten oder Dissertationen korrekt erstellt haben, will die Ministerin aber auch in der laufenden Debatte schützen: „Es darf nicht sein, dass wegen einer anlassbezogenen Debatte Pauschalurteile getroffen werden, und ich stelle mich vor all jene, die gewissenhaft ihre Arbeiten verfassen.“
„Plagipedi“ schlägt zu
Ins Visier geraten sind die Uni-Abschlussarbeiten des Ex-Finanzministers Karl-Heinz Grasser, des Grünen Peter Pilz und des EU-Kommmissars Johannes Hahn. Sie stehen auf der „Liste der zur Überprüfung vorgeschlagenen Arbeiten“ auf der Plagiatsjagd-Seite „Plagipedi“ im Internet. Pilz fühlt sich sicher, für den Fall eines Plagiatsvorwurfs droht er laut Austria Presse Agentur mit Klage.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2011)