Marktentwicklung: London strebt nach oben

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Die britische Hauptstadt lockt Investoren aus
aller Welt und baut an spektakulären Wolkenkratzerprojekten.

etztes Jahr sprachen die meisten Besucher der Immobilienmesse Mipim in Cannes noch vom „Bereinigen der Immobilienwerte“. Da waren aus Großbritannien schon wieder positive Signale zu hören. Petra Blazkova vom Marktanalysten Jones Lang LaSalle sprach damals von guten Kaufgelegenheiten in manchen Londoner Bezirken: „Der Londoner Immobilienmarkt ist sehr schwankend. Die Korrektur der Immobilienwerte ist bereits erfolgt.“

Berg-und-Tal-Fahrt

Wo es ordentlich hinuntergeht, da kann es auch bald wieder eine Entwicklung nach oben geben. Für Abwechslung ist in der britischen Hauptstadt gesorgt.

Das Unternehmen Jones Lang LaSalle sitzt selbst mitten im Geschehen, im modernen Stadtteil Canary Wharf. Dieser steht exemplarisch für die Bewegung des Londoner Immobilienmarktes. Bei der Fertigstellung des Hochhausviertels waren hunderttausende Quadratmeter Bürofläche leer gestanden. Ein paar Jahre später sieht die Situation aber zum Glück anders aus: Die Flächen sind voll vermietet. Canary Wharf ist heute Sitz der weltgrößten Investmentbanken und hat sich vom größten Immobilien-Leerstandsgebiet zum Arbeitsplatz von 100.000 Menschen entwickelt. Ein Fall, der die Dynamik von Londons Immobilienmärkten deutlich dokumentiert.

Ab dem Finanzdesaster, das Ende 2008 begonnen hatte, verlor man in London bis Anfang 2010 über 80 Prozent des internationalen Investitionsvolumens. Dies veröffentlichte CB Richard Ellis in London, und gleichzeitig stellte der Marktexperte fest, dass die britische Metropole dennoch weltweit am meisten Investoren anlockt. Aus 27 Ländern sind im Beobachtungszeitraum von eineinhalb Jahren Transaktionen getätigt worden. London ist so etwas wie das Zugpferd für die gesamte europäische Immobilienwirtschaft.

Ehrenteilnehmer Großbritannien

Deswegen ist es auch kaum überraschend, dass man heuer Großbritannien zum Ehrenteilnehmer bei der anstehenden Gewerbeimmobilienmesse Mipim in Frankreich erkoren hat. Ein regelmäßiger Gast auf der Messe ist der Oberbürgermeister Londons, Boris Johnson, der es in seiner schelmischen Art immer wieder schafft, den Führungsanspruch seiner Region gegenüber den Opinionleadern im Immobiliengeschäft durchzusetzen.
Seine launigen Vorträge werden im etwas trockenen Immobiliengeschäft gerne gehört. „Die Sportstätten für die Olympischen Spiele 2012 sind schon so gut wie fertiggebaut und wir werden vorschlagen, die Spiele ein Jahr früher abzuhalten“, verlautete der oberste Londoner letztes Jahr in Cannes scherzhaft.

Modell London
Modell LondonPeter Matzanetz

Himmelhoch


Als Symbole für wirtschaftliche Prosperität dürfen natürlich Hochhäuser auch in einer Stadt wie London nicht fehlen. Da, so scheint es, hat man Nachholbedarf. Nicht nur das erwähnte Canary Wharf wird mit vier neuen Towers erweitert. Im Stadtzentrum sind die zwei prominentesten Hochhausbaustellen, „The Leadenhall Building“ und der sogenannte „Shard of Glass“, beide nach oben zugespitzt, ersterer der Türme mit 224 Meter, letzterer mit 310 Meter Höhe.

Der „Heron Tower“ im Stadtteil Bishopsgate befindet sich bereits in der Fertigstellungsphase und kann daher als Gradmesser für die derzeitigen Vermietungsaussichten gelten. Das bei Fertigstellung höchste Gebäude der Stadt hat lediglich 20 Prozent der Fläche vorvermietet. Sollte die Weltwirtschaft bald wieder brummen, könnte das aber sogar ein Vorteil sein, da man dann teurer vermieten könnte.

Canary Wharf
Canary WharfReuters/ANDREW WINNING

Die Signale, die die zu erwartende Marktentwicklung betreffen, deuten darauf hin. Immerhin sind laut Jones Lang LaSalle die Mietpreise für Büros in Citylagen zuletzt um über 20 Prozent gestiegen, und das bei sinkenden Leerstandsraten. Weltweit führend bei den Büromieten ist, laut Jones Lang LaSalle, das noble Londoner Westend mit 1100 Euro pro Quadratmeter pro Jahr.

Beim internationalen Serviceanbieter Cushman & Wakefield kommt man zu ähnlichen Einschätzungen und sieht auch schon Auswirkungen auf den Investmentmarkt. „Die Handelsaktivitäten werden zunehmen, und das Volumen wird auf etwa zwölf Milliarden Pfund (rund 14,2 Milliarden Euro) im Londoner Zentrum ansteigen“, meint Clive Bull, Geschäftsführer für den dortigen Bereich.

Aerial

Eine kleine Stadt in der Stadt

Das scheint die Fantasie der Developer ordentlich zu beflügeln. Beim „Shard of Glass“, zu Deutsch „Glasscherbe“, versucht man, die Alleinstellung des Objektes, dank seiner Größe und seiner zentralen Lage an der Themse, hervorzuheben. Was hier entsteht, ist ein Skyscraper modernen Zuschnitts, der mit seiner gemischten Nutzung als Stadt in der Stadt funktionieren soll. Mark McAlister, Geschäftsführer von Colliers International, sieht den Wow-Faktor jedenfalls als Vermarktungsargument: „Das wird ein ikonenhafter Turm der Stadt, und die Londoner werden stolz auf ihn sein.“
Der „Lord Mayor“ Johnson ist es auf jeden Fall schon und teilt gleichzeitig Seitenhiebe auf die Konkurrenz um den wichtigsten Business-Standort Europas aus: „Da kann man dann in das höchste Gebäude Europas gehen, vielleicht um einfach nur einen Blick Richtung Frankreich zu werfen“, meint er ironisch.

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