Libyen-Krise: Opec-Mitglieder könnten mehr Öl fördern

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Öl(c) REUTERS (Denis Balibouse)
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Um die Lieferausfälle durch die Libyen-Krise auszugleichen, könnten Kuwait, die Vereinigten Arabischen Emirate und Nigeria ihre Ölproduktion bis April erhöhen.

Neben Saudi-Arabien wollen einem Zeitungsbericht zufolge weitere Mitglieder der Organisation Erdöl exportierender Staaten (OPEC) ihre Förderung erhöhen, um Ausfälle durch die Libyen-Krise auszugleichen. Kuwait, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Nigeria würden ihre Produktion bis Anfang April um bis zu 300.000 Barrel pro Tag steigern, berichtete die "Financial Times" (FT) am Dienstag. Damit werde der libysche Lieferrückgang fast vollständig aufgefangen.

Viele weitere Mitglieder des Kartells zeigten sich jedoch am Dienstag davon überzeugt, dass der von den Unruhen in Libyen ausgelöste Preisanstieg lediglich psychologisch bedingt ist und grundsätzlich bereits genügend Öl gefördert wird. Eine Steigerung der Produktion könnte den Ölpreis drücken, der aus Sorge über einen langfristigen Engpass auf dem Markt zuletzt bis auf knapp 120 Dollar (85,5 Euro) pro Barrel (159 Liter) und damit auf den höchsten Stand seit 2008 hochschnellte.

Der Handel mit libyschem Erdöl ist nach Angaben von Händlern zum Erliegen gekommen. Der Grund sei, dass Banken sich im Zuge der US-Sanktionen gegen Libyen weigerten, den in Dollar abgerechneten Ölexport zu finanzieren, sagte ein führender Händler einer europäischen Ölgesellschaft. Die Banken wollten das System in Libyen nicht finanzieren, daher erhalte im Moment niemand Geld für Öl, hieß es. "Es gibt große Zahlungsprobleme." Vorausgegangen war die Entscheidung führender US-Ölkonzerne, den Handel mit Libyen einzustellen.

Dringlichkeitssitzung abgelehnt

"Wir befinden uns derzeit in Beratungen über eine mögliche Anhebung der Förderung", erklärte Kuwaits Ölminister Scheich Achmed al-Abdullah al-Sabah. Diese Äußerung ließ den Ölpreis umgehend um rund zwei Dollar sinken. Die Organisation Erdöl exportierender Staaten (OPEC) lehnt bisher eine Dringlichkeitssitzung ab, bei der eine Erhöhung beschlossen werden könnte. Die nächste reguläre Treffen ist jedoch erst für Juni angesetzt.

Der Iran, der derzeit den Vorsitz der OPEC innehat, trat den Spekulationen über eine Fördererhöhung entgegen. "Es herrscht kein Mangel am Markt", erklärte OPEC-Gouverneur Mohammed Ali Chatibi. "Es besteht kein Bedarf an einem erhöhten Angebot durch die OPEC. Die Verbraucher machen sich Sorgen, das ist reine Psychologie."

Kuwait erklärte, das Land habe die Produktion wegen der Ausfälle in Libyen bisher nicht hochgefahren. Al-Sabah fügte jedoch hinzu, dass der weltgrößte Ölexporteur Saudi-Arabien wahrscheinlich derzeit deswegen die Förderung steigere. Vergangene Woche hatte Reuters aus Branchenkreisen in Saudi-Arabien erfahren, dass das Land derzeit bereits seine Produktion auf täglich rund neun Millionen Barrel Öl erhöht hat.

(APA)

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