Missbrauch? Druck auf Salzburger Domprediger wächst

Symbolbild: Der Salzburger Dom von innen.
Symbolbild: Der Salzburger Dom von innen.(c) APA (Helmut Fohringer)
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Katholiken fordern "ein klares Signal": Bis zur Klärung der Missbrauchs-Vorwürfe sollten die Ämter des Salzburger Dompredigers ruhend gestellt werden.

[SALZBURG] In Salzburg mehrt sich Kritik, wie die Kirche mit Vorwürfen gegen Domprediger Peter Hofer umgeht. Der Priester wird von einer 47-jährigen Salzburgerin beschuldigt, sie vor rund 30 Jahren mehrfach sexuell missbraucht zu haben. Der Geistliche bestreitet die Vorwürfe, gibt aber eine sexuelle Beziehung zu der Frau zu.

Am Donnerstag hat Erzbischof Alois Kothgasser erstmals Stellung genommen: „Solange Aussage gegen Aussage steht, ist es auch für mich schwer, etwas Entscheidendes zu sagen.“ Hofer bleibe im Amt. Sollten sich die Vorwürfe erhärten, werde die Kirche handeln. Er stellte auch eine Enthebung vom priesterlichen Dienst in den Raum.

Führenden Katholikinnen in der Erzdiözese ist dies zu wenig. „Ich wünsche mir ein klares Signal, dass man die Sache ernst nimmt und prüft“, sagte Gabriele Treschnitzer, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung in Salzburg, zur „Presse“. Eine Aussetzung der Ämter wäre Fall sinnvoll. In die gleiche Kerbe schlägt Doris Witzmann, Präsidentin der Katholischen Aktion Salzburg: „Solange die Vorwürfe nicht geklärt sind, wäre eine Ruhendstellung der Ämter naheliegend. Man kann nicht so tun, als ob nichts gewesen wäre.“

Sowohl Treschnitzer als auch Witzmann geht es dabei vor allem um die Glaubwürdigkeit der Kirche, sich mit dem Fall ernsthaft auseinanderzusetzen. „Eine Aussetzung der Ämter bis zur Klärung aller Vorwürfe wäre ein Schutz für beide Seiten“, so Witzmann.

Gegen Vorverurteilung

Es gehe keinesfalls um Vorverurteilung. Aus Gesprächen wisse sie, dass sich viele ein Signal wünschen, dass die Kirche ehrlich und fair mit Vorwürfen umgeht. „Wenn der Eindruck entsteht, dass die Sache unter den Tisch gekehrt werden soll, ist das Bestätigung für alle, die in der Warteschleife zum Austritt stehen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11. 3. 2011)

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