Doch Hilfe für Rebellen in Libyen?

Die Arabische Liga befürwortete gestern eine Flugverbotszone über Libyen. Dennoch rückten Gaddafis Truppen weiter vor.

Kairo/Tripolis. Die Rebellen in Libyen erhielten gestern erste arabische Schützenhilfe, obwohl sie weiter auf sich allein gestellt waren. Nach der EU beriet gestern die Arabische Liga in Kairo über mögliche Maßnahmen, etwa die Einrichtung einer Flugverbotszone über Libyen. Am späten Nachmittag gab es dann unbestätigten Meldungen zufolge einen ersten – unerwarteten – Erfolg: Die Diplomaten sprachen sich für die Einrichtung einer Flugverbotszone über Libyen aus. Zuvor wollten sie nicht in den libyschen Konflikt hineingezogen werden: Durch eine „ausländische Einmischung“ könnte Libyen zu einem neuen Irak werden, meinte ein Diplomat.

Sowohl nach Angaben des Gaddafi-Regimes als auch der Aufständischen gewinnen die Truppen des Machthabers immer weiter an Boden. Regierungstreue Einheiten stünden kurz vor dem Sieg, behauptete gestern einer der Söhne Gaddafis. „Jetzt sind wieder 90 Prozent des Landes unter unserer Kontrolle, bald ist alles zu Ende.“ Verhandlungen kämen nicht infrage; der Krieg werden „bis zum Ende“ geführt.

Die Rebellen mussten sich eigenen Angaben zufolge aus der Ölstadt Ras Lanuf zurückziehen. Die Stadt Misrata, 200 Kilometer östlich von Tripolis, ist von Gaddafi-Truppen umzingelt. Ein Sprecher der Aufständischen erklärte der Nachrichtenagentur Reuters, die Rebellen fühlten sich zunehmend von den Weltmächten im Stich gelassen. Zwar werde der diplomatische Druck auf Gaddafi erhöht, aber konkrete militärische Hilfe oder die Einrichtung einer Flugverbotszone zeichne sich nicht ab. Alles, worum sich die internationale Staatengemeinschaft kümmere, sei das Öl, und es scheine, als ob die Staaten nur abwarten, um zu sehen, wer gewinnen werde.

Die libysche Regierung hat nach eigenen Angaben die diplomatischen Beziehungen zu Frankreich eingestellt. Die französische Regierung wolle Libyen spalten, erklärte das Außenministerium am Freitag in Tripolis.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2011)

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