Umweltminister Berlakovich will beim heutigen EU-Ministerrat in Brüssel auf Maßnahmen drängen.
Wien/Red. Nach der Finanzkrise waren „Stresstests“ für Banken in aller Munde. Ähnliches schwebt nun Österreichs Umweltminister Nikolaus Berlakovich für Atomkraftwerke vor. Nach den Ereignissen in Japan werde er „mit Vehemenz darauf drängen“, dass die Sicherheit der europäischen Atomkraftwerke überprüft werde, erklärte Berlakovich am Sonntag in der ORF-„Pressestunde“. Auch die Auswirkungen möglicher Erdbeben auf Kernkraftwerke seien zu testen.
Gelegenheit, seinen Forderungen zum Durchbruch zu verhelfen, hat Berlakovich bereits am heutigen Montag. In Brüssel steht nämlich ein EU-Ministerrat an. Abseits der Stresstests werde sich die Bundesregierung auch EU-weit weiterhin für ein Ende der Atomkraft starkmachen, sagte der Umweltminister. Angesprochen darauf, dass Österreich zwar keine Atomkraftwerke betreibe, sehr wohl aber Atomstrom importiere, betonte Berlakovich, sein Ziel sei es, Österreich energieautark zu machen. Auf lange Sicht müsse sich Österreich mit erneuerbarer Energie selbst versorgen. Laut Berlakovich beträgt der Anteil des importierten Atomstroms zwar nicht mehr als fünf Prozent, aber auch dies sei zu viel.
Bayrisches AKW als Risikofall
Besonders ins Visier nahm der Minister das bayerische AKW Isar1, das nahe der Grenze zu Österreich liegt. Der alte Reaktor liegt zwar im Vergleich zum japanischen AKW Fukushima nicht in einem Erdbebengebiet und nicht am Meer. Daher seien auch Gefahren wie Tsunamis ausgeschlossen. Allerdings könnte bei einem möglichen Flugabsturz Radioaktivität über die Isar zur Donau und damit auch nach Österreich gelangen. Über dem bayrischen AKW Isar 1 liegt die Einflugschneise zum Flughafen München.
Die Ereignisse in Japan bezeichnete der Umweltminister als „Apokalypse“. Für Österreich aber könne man Entwarnung geben. Experten hätten ihm versichert, dass durch die Vorfälle im 9000 Kilometer entfernten Japan in Österreich keine Gefahr drohe, sagte Berlakovich.
Apokalyptische Szenen: Fabriken brennen, ganze Städte wurden vom schweren Erdbeben und dem gewaltigen Tsunami in Schutt und Trümmer verwandelt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14. März 2011)