"Dancing Stars": eine brave Show

Dancing Stars eine brave
Dancing Stars eine brave(c) APA/ANDREAS PESSENLEHNER (ANDREAS PESSENLEHNER)
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Der ORF bietet mit der Tanz-Show solides Familienfernsehen mit menschlicher Regung.

Seit sie sich rarer gemacht hat, ist Mirjam Weichselbraun zu einer erfreulichen Abwechslung auf dem Fernsehbildschirm geworden – auch wenn es nervt, dass der Übergang vom Werbespot mit Mirjam zum TV-Event mit Mirjam so nahtlos ist, dass man meint, man könnte bei „Dancing Stars“ noch ein Milchbärtchen auf ihrer Oberlippe erkennen. Bis dato ist es jedenfalls niemandem gelungen, ihr die (scheinbar) unbedarfte Fröhlichkeit auszutreiben, die ihr Markenzeichen geworden ist: „Alfons, du hast den obersten Hemdknopf offen“, neckte sie den wegen seiner Homosexualität und des männlichen Tanzpartners unter Beschuss stehenden Alfons Haider, der ein wenig nervös wirkte.

Doch wer sich einen Skandal vor laufender Kamera vorgestellt hat, wer meinte, man könne seine Kinder so etwas (ein Mann tanzt mit einem Mann) nicht anschauen lassen, der wurde schon am ersten Abend der sechsten Staffel „Dancing Stars“ eines Besseren belehrt: Das ist ein Familienprogramm, wie es im Buche steht (wenn auch nicht in jenem „Lexikon“, das Weichselbraun zückte, um zwischen dem Theaterstaub, der herausbröselte, die Definitionen der Tänze vorzulesen). Haider schlug sich beim Gruppentanz der Damen (als Einzeltänzer kommt er erst beim nächsten Mal dran) mit Bravour. Es gab keine schlüpfrigen Bemerkungen, keine peinlichen Momente, keinen Skandal.

Aber es gab allerlei zu schmunzeln: Weichselbraun bot dem völlig erledigten Uwe Kröger eine Mund-zu-Mund-Beatmung an und stellte fest, dass Dieter Chmelar zu schielen anfängt, wenn er sich anstrengt. Auch Klaus Eberhartinger hatte nette Gags parat: „Jetzt schaut er aus wie eine nicht gezogene Zusatzzahl.“ Alles handzahm, brav – und die Stars, die müssen wirklich hart arbeiten: Bestes Beispiel war Chmelar: Er war am Ende seines Auftritts derart in Schweiß gebadet, dass man es ihm ehrlich vergönnt hätte, wenn er aus dem Bewerb geflogen wäre. Doch Chmelar wurde vom Publikum in die nächste Runde geschickt. Aus Mitleid? Aus Schadenfreude? Beides ist ja eine sehr menschliche Regung.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.03.2011)

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