Dalai-Lama bittet um grünes Licht für Rücktritt

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Dalai-Lama hat tibetisches Exilparlament aufgerufen, seinem angekündigten Rückzug von der Spitze der Exilregierung zuzustimmen: "Tibetische Exilregierung soll selbstständig werden". Parlament berät ab Dienstag.

Dharamsala/Ag. Der Dalai-Lama hat das tibetische Exilparlament am Montag aufgerufen, seinem angekündigten Rückzug von der Spitze der Exilregierung zuzustimmen. „Die Regierung muss selbstständig werden, ohne auf den Dalai-Lama angewiesen zu sein.“ Eine verzögerte Machtübergabe könne sich zu einer unermesslichen Herausforderungentwickeln, schrieb er in einem vor den Abgeordneten im indischen Dharamsala verlesenen Brief. „Wenn wir noch mehrere Jahrzehnte im Exil bleiben müssen, wird unausweichlich die Zeit kommen, zu der ich die Führungsposition nicht mehr ausfüllen kann“, hieß es darin.

Der Dalai-Lama hatte seinen Rückzug am Freitag angekündigt und die baldige Wahl eines Nachfolgers vorgeschlagen. Seine Rolle als geistliches Oberhaupt der Tibeter wollte er aber behalten. Das Exilparlament, das dem Rückzug zustimmen muss, will heute, Dienstag, über das Ansuchen weiter beraten. In der Vergangenheit hatte es entsprechende Ansinnen stets abgelehnt.

Drei Favoriten für Nachfolge

Für die Nachfolge des Dalai-Lama werden drei Namen gehandelt: Als Favorit gilt der derzeit in den USA lebende Wissenschaftler Lobsang Sangay. Auch der frühere Vertreter des Dalai-Lama in Washington und New York, Tenzin Tethong, und der langjährige Vertreter der Exilregierung an zahlreichen Standorten, Tashi Wangdi, gelten als mögliche Kandidaten für die Nachfolge.

Der Dalai-Lama war erst 15Jahre alt, als er im Jahr 1950 beim Einmarsch chinesischer Truppen in Tibet zu einer Art Staatsoberhaupt der Tibeter ernannt wurde. Im Jahr 1959 floh er nach einem niedergeschlagenen Aufstand nach Dharamsala. Seitdem setzt sich der 75-Jährige für eine friedliche Lösung des Tibet-Konflikts und mehr Autonomie für die Region ein. Die chinesische Führung sieht in ihm dagegen einen Separatisten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2011)

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