In 450 Städten haben Menschen die Stilllegung der deutschen Atomkraftwerke gefordert.
Mit Mahnwachen haben am Montagabend nach Veranstalterangaben bundesweit mehr als 110.000 Menschen für den Ausstieg aus der Atomenergie demonstriert. Die Anti-Atom-Organisation "ausgestrahlt" erklärte in Hamburg, in 450 Städten hätten sich Menschen zusammengefunden, um die Stilllegung der Atomkraftwerke zu fordern. Mehrere hundert Menschen demonstrierten in Berlin vor dem Bundeskanzleramt, darunter auch die gesamte Führung der drei Oppositionsparteien SPD, Grüne und Linke.
SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte mit Blick auf das zuvor verkündete Moratorium für die Akw-Laufzeitverlängerung: "Wir wollen nicht, dass wir in vier Monaten wieder die alten Atomkraftwerke laufen lassen." Der Sprecher von "ausgestrahlt", Jochen Stay, erklärte: "Noch nie in der Geschichte der Anti-AKW-Bewegung haben an so kurzfristig angesetzten Demonstrationen so viele Menschen teilgenommen." Der massive Zulauf zu den Protesten zeige, dass Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit ihrer Moratoriums-Strategie bei der Bevölkerung nicht ankomme.
Beim niederbayerischen Atomkraftwerk Isar I demonstrierten am Montagabend etwa 1000 Kernkraftgegner für ein Abschalten des umstrittenen Atommeilers. Bereits seit Monaten finden in Niederaichbach (Landkreis Landshut) montags Mahnwachen statt. Durch die Atomunfälle in Japan kamen nach Angaben der Verantwortlichen diesmal deutlich mehr Menschen als bisher. Viele Demonstranten hatten selbstgemalte Transparente dabei, in Sprechchören verlangten sie "Abschalten, Abschalten".
Das knapp 100 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt gelegenen AKW Isar 1 gehört zu den ältesten Kernkraftwerken Deutschlands. Die bayerische Staatsregierung will den Meiler vom Netz nehmen. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) wurde am Montag mit den Worten zitiert: "Das ist die richtige Konsequenz aus den apokalyptischen Ereignissen, die wir in Japan zur Zeit erleben."
(Ag.)