Börse Tokio: Nikkei verlor zeitweise über 15 Prozent

Minus Prozent Boerse Tokio
Minus Prozent Boerse Tokio(c) REUTERS (ISSEI KATO)
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Nachdem der Nikkei-Index im Tagesverlauf bereits bei über minus 15 Prozent stand, konnte er sich gegen Handelsende wieder etwas erholen.

Die Aktienkurse an der Tokioter Börse befinden sich nicht mehr im freien Fall. Nachdem der Nikkei-Leitindex am frühen Nachmittag bis zu 15 Prozent seines Werts vom Vortag eingebüßt hatte, wurden die Verluste am späteren Nachmittag wieder wettgemacht. Zum Handelsende (7 Uhr MEZ) lag der Nikkei "nur" noch bei 8605 Punkten mit etwa 10,5 Prozent im Minus. Offenbar nutzten einige Anleger die Gelegenheit, günstig an im Rahmen von Panikverkäufen abgestoßene Aktien zu gelangen.

Die drohende Atomkatastrophe hat am Dienstag die Kurse an der Tokioter Börse vorerst massiv einbrechen lassen. Nachdem Ministerpräsident Naoto Kan am späten Vormittag einen beträchtlichen Austritt von Radioaktivität aus dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima bekanntgegeben hatte, beschleunigte sich der Kursverfall zunächst. Mit Stand gegen 13.00 Uhr (Ortszeit) hatte der asiatische Leitindex schon mehr als 1350 Zähler verloren und notierte bei 8246 Punkten. Der Nikkei steuerte somit zeitweise auf die 8000-Punkte-Marke zu. Am Montag war das Börsenbarometer unter die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Zählern gestürzt.

"Der Fokus liegt voll auf der Atomkrise", sagte Hideyuki Ishiguro von Okasan Securities. Ausländische Investoren und japanische Fondsgesellschaften zögen sich aus Aktien zurück. Zu den größten Verlierern zählten Energietitel. Die Aktien des Fukushima-Betreibers Tepco wurden überhaupt nicht gehandelt. Auch Toshiba-Aktien wurden vom Handel ausgesetzt. Der Industriekonzern stellte mehrere Reaktoren in dem Unglückskraftwerk her und wollte seine Atomtechnik verstärkt ins Ausland verkaufen. Kaufangebote deuteten auf einen Kurssturz von 20 Prozent hin. Besonders unter Verkaufsdruck standen auch die Energieversorger Kansai Electric Power und Chubu Electric Power, die schon kurz nach Handelsbeginn jeweils 13 Prozent verloren.

Regierung macht Spekulanten verantwortlich

Die japanische Regierung machte Spekulanten für die starken Kursbewegungen verantwortlich. Der japanische Wirtschaftsminister Kaoru Yosano äußerte sich noch am Vormittag zuversichtlich, dass die Unruhe an den Märkten nicht lange anhält. Es sei wichtig, die Märkte in Tokio nicht zu schließen. Andernfalls würde es international große Auswirkungen geben, sagte er. Um die Finanzmärkte weiter zu beruhigen, stockte die japanische Notenbank ihre Finanzspritzen weiter auf. Am Dienstag beträgt die Summe zunächst fünf Billionen Yen (43,8 Milliarden Euro), nach einem Rekordwert von 15 Billionen Yen am Montag.

Schon am Montag hatte der Leitindex der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt mit einem Minus von 6,18 Prozent den größten Kursrutsch seit Oktober 2008 verbucht und Handelsplätze weltweit ins Minus gerissen. Zu Wochenbeginn hatte der Nikkei noch über 10000 Punkten notiert.

Auf den Markt geworfen wurden auch Anteilsscheine von exportorientierten Auto- und Elektronik-Riesen. Wegen der Zerstörung der Infrastruktur durch das Jahrhundert-Beben am vergangenen Freitag gab es in den Betrieben mehrerer japanischer Exportunternehmen Ausfälle. So stellte etwa der weltgrößte Autokonzern Toyota in allen zwölf japanischen Werken die Produktion bis Mittwoch ein.

(APA)

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