Atemschutz, Überlebenszellen stark nachgefragt

Atemschutz ueberlebenszellen stark nachgefragt
Atemschutz ueberlebenszellen stark nachgefragt(c) Fabry Clemens
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Österreicher aktivieren „Überlebenszellen“ im Keller, Absatz von Selbstschutzartikeln steigt.

Linz. Wenn Katastrophen die Welt erschüttern, steigt der Wunsch nach Sicherheit in den eigenen vier Wänden: Seit dem Erdbeben, dem Tsunami und der atomaren Bedrohung in Japan verzeichnen heimische Anbieter von sogenannten „Selbstschutzartikeln“ massiv steigende Nachfrage. Karl Hillinger, Geschäftsführer der Firma Seba mit Sitz in Gmunden, die auf Schutzräume und Zubehör wie lang haltbare Nahrungsvorräte (derzeit in Aktion: Sicherheitsvorrat für 90 Tage mit Fleischgerichten um 865 Euro), Luftreinigungssysteme, Atemschutz oder Trockenaborte spezialisiert ist, hat mit dem Andrang schon gerechnet.

„Auch nach Tschernobyl, 9/11 oder dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise haben wir gesehen, dass der Bedarf an Schutzräumen massiv steigt“, sagt Hillinger im Gespräch mit der „Presse“: „Ich bin den ganzen Tag unterwegs, meistens geht es den Kunden darum, bestehende Schutzräume wieder einsatzbereit zu machen.“

Besitzer wollen Diskretion

Schätzungen zufolge gibt es in Österreich rund 250.000 dieser trümmer-, feuer- und strahlensicheren „Überlebenszellen“ in Kellern von Einfamilienhäusern. Sie stammen aus der Zeit zwischen den späten 1960ern bis in die 1990er-Jahre, als ihr Einbau Vorschrift war – fast immer werden sie inzwischen nun als Lager-oder Freizeitraum genützt.

Nur etwa maximal 25.000 sind jedoch auch für den Ernstfall ausgestattet. Die Besitzer dieser aktiven Schutzräume fürchten vor allem die Folgen von Chemie- und Reaktorunfällen, Naturkatastrophen und krisenbedingter Lebensmittelknappheit.

Einordnen ließen sich die Schutzraumverfechter nicht besonders leicht: „Alle sozialen Schichten sind vertreten“, sagt Hillinger. Gemeinsam wäre ihnen allein ihr Wunsch nach absoluter Diskretion – „damit im Katastrophenfall nicht plötzlich die Nachbarn vor der Tür stehen“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2011)

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