Othmar Karas: Der Anti-Strasser

Othmar Karas AntiStrasser
Othmar Karas AntiStrasser(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Vom farblosen Parteisoldaten zum Retter des Volkspartei-Images: über die wundersame Karriere des Othmar Karas.

Eigentlich müsste die Volkspartei Othmar Karas dankbar sein. Hätte er nämlich den Antrag, den sein Delegationsleiter Ernst Strasser auf Geheiß vermeintlicher Lobbyisten im EU-Parlament hätte durchbringen wollen (siehe Seite1), nicht verhindert, stünde die ÖVP nun pauschal als ziemlich bestechliche Regierungspartei da.

Es ist die Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet Karas seine Partei nun vor einem beträchtlichen Imageschaden bewahrte. Denn leicht hatte es der Schwiegersohn von Ex-Bundespräsident Kurt Waldheim in den eigenen Reihen nie: Parteisoldat, schlechter Redner, farblos – das sind die Attribute, mit denen der 53-jährige Vater eines Sohnes zeit seines politischen Lebens bedacht wurde.

Über die Junge ÖVP war Karas 1983 in den Nationalrat gekommen. 1990 musste er gehen, weil aufflog, dass er neben seinem Abgeordnetengehalt eine Versehrtenrente bezogen hatte: Es ist der einzige schwarze Punkt in seiner Vita. Als die Volkspartei 1995 einen Generalsekretär brauchte, holte sie Karas aus der politischen Versenkung zurück. Vier Jahre machte der gebürtige Niederösterreicher diesen Job, wenn auch glücklos – die Parteigranden murrten und lobten ihn 1999 ins EU-Parlament weg.

In Brüssel machte sich Karas als fleißiger Arbeiter einen Namen, weshalb er 2004 Vizechef der Europäischen Volkspartei wurde. Doch in der Heimat zählte das offenbar nicht viel: 2004 setze ihm die ÖVP Ursula Stenzel als Teamchefin vor die Nase. Fünf Jahre später wurde wieder nicht er zum Spitzenkandidat auserkoren, sondern Ernst Strasser. Doch damals, im EU-Wahlkampf 2009, begehrte Karas erstmals gegen die Partei auf, führte einen Vorzugsstimmen-Wahlkampf, gewann ihn ganz klar gegen seinen Kontrahenten – und zog doch den Kürzeren: Parteichef Josef Pröll sprach ein Machtwort, Strasser wurde Delegationsleiter.

Das Verhältnis zwischen Karas und Strasser als Feindschaft zu umschreiben, würde die Sache vermutlich treffen. Im Nachhinein steht Karas jetzt als Sieger da: Er wird dieser Tage zur Fleisch gewordenen Integrität hochstilisiert. Man könnte auch sagen: zum Anti-Strasser. pri

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2011)

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