IWF warnt USA vor „ernster Schuldenlage“

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Die Bruttoverschuldung der USA steigt bis 2015 auf 110 Prozent der Wirtschaftsleistung. Damit hätten die USA die vierthöchste Schuldenquote aller entwickelten Länder. Die Investoren zeigen sich verunsichert.

Wien/Ag./Auer. „Die Schuldenlage der USA ist ernst“, warnt Charles Kramer, Chef der Nordamerika-Abteilung beim Internationalen Währungsfonds (IWF). Amerikas Bruttoverschuldung werde heuer 99 Prozent betragen und bis 2015 auf 110 Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP) ansteigen. Damit hätten die USA die vierthöchste Schuldenquote aller entwickelten Länder – nach Japan, Italien und Griechenland.

Einmal mehr mahnt der IWF-Ökonom mehr Bemühungen zur Haushaltssanierung ein. In den kommenden zehn Jahren will Präsident Barack Obama 1,1 Billionen Dollar einsparen – auch, um anhaltende Spekulationen zum Verstummen zu bringen, die Ratingagenturen könnten den USA ihr Triple-A-Rating entziehen. Für den IWF wären auch Steuererhöhungen ein gangbarer Weg. „Die Alternative einer unkontrollierten Verschuldung ist nicht hilfreich für die USA und die Welt“, sagt Kramer.

Investoren meiden US-Anleihen

Anders als im Fall von Japan könnte eine mögliche Zahlungsunfähigkeit der USA weite Kreise ziehen. Zwar ist der asiatische Inselstaat mit rund 218 Prozent des BIP doppelt so hoch verschuldet wie die USA. Aber anders als in Amerika ist der überwiegende Anteil der Staatsanleihen in den Händen von Japanern oder japanischen Pensionsfonds.

Auf der anderen Seite war lange Zeit China der größte US-Gläubiger. Erst vor wenigen Wochen löste die US-Notenbank Fed die Volksrepublik als größter Besitzer von US-Schuldtiteln ab. Um 1100 Mrd. Dollar hat die Fed eigene Anleihen gekauft, um den Finanzmarkt zu stützen.

Die Investoren sind dennoch verunsichert. Denn Mitte des Jahres soll das Aufkaufprogramm der Fed auslaufen, was die Kurse in den Keller drücken könnte. Erst kürzlich zog der weltgrößte Anleihenfonds, die Allianz-Tochter Pimco, die Notbremse. Er trennte sich von sämtlichen US-Schuldpapieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2011)

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