Kontrollamt kritisiert langes Warten auf den Notarzt

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Seit 2005 steigt kontinuierlich die Zeit, die die Wiener Rettung von der Alarmierung bis zum Eingreifen in Notfällen benötigt. Ein gravierendes Problem ortet das Kontrollamt auch direkt in der Rettungszentrale.

Wien. Die Prüfer des Wiener Kontrollamtes haben die MA 70 – das städtische Berufsrettungs- und Krankentransportsystem – ins Visier genommen. Dabei stießen die Prüfer auf unerfreuliche Fakten: Seit 2005 steigen die Zeiten, die die Wiener Rettung von der Alarmierung bis zum Eintreffen beim Patienten braucht, kontinuierlich an.

Im Jahr 2005 mussten die Wiener im Notfall durchschnittlich 9:34 Minuten bis zum Eintreffen der Rettung warten. 2009 waren es dann fast elf Minuten – obwohl die Zahl der Rettungseinsätze laut Kontrollamt zurückgegangen ist, die Rettungsfahrzeuge daher mehr Kapazität haben müssten. Genau genommen hat sich die Zeit von der Alarmierung bis zur medizinischen Notfallbehandlung jährlich fast um eine Minute verlängert. Dem Kontrollamt bereitet diese Entwicklung Sorgen, weil beispielsweise bei einem Herzinfarkt buchstäblich jede Sekunde zählt.

Was dazukommt: Die rund elf Minuten Interventionszeit sind ein wienweiter Durchschnitt. In der Praxis hängen die lebensrettenden Maßnahmen davon ab, in welchem Bezirk der Notfall passiert. In acht Wiener Bezirken liegt die Interventionszeit mit weniger als neun Minuten unter dem Schnitt. In zwei Bezirken lag sie dagegen bei über 13 Minuten. Welche Bezirke das sind, darüber schweigt sich das Kontrollamt aus. Die Kontrolleure der Stadt fordern von der MA 70 allerdings, dass „durch organisatorische Maßnahmen die Zeitspanne von der Alarmierung durch die Rettungsleitstelle bis zum Ausrücken eines Rettungsfahrzeuges aus einer Rettungsstation“ verringert wird. Wobei die Prüfer aber festhalten: Die Mitarbeiter der Wiener Rettung verfügen über einen hohen Ausbildungsstand, es gibt gute technischen Ausstattung – wenngleich der bauliche Zustand einiger Stationen problematisch ist.

Ein gravierendes Problem ortet das Kontrollamt auch direkt in der Rettungszentrale, nachdem die Prüfer sich dort den Betrieb einige Zeit angesehen haben. Bei Notrufen wird nach einem standardisierten Fragebogen vorgegangen, um die Art des Notfalls einschätzen zu können. Nur: Verständigungsschwierigkeiten und Sprachbarrieren verzögern den Einsatz, weil die Rettungszentrale oft nicht erkennen kann, um welchen Notfall es sich handelt. Deshalb fordern die Prüfer, dass jene Personen, die die Notrufe entgegennehmen, deutlich mehr Fremdsprachen beherrschen sollen. Neben Englisch soll in der Rettungszentrale auch Türkisch und Italienisch gesprochen werden, fordert das Kontrollamt.

Hygieneprobleme bei der Dialyse

Probleme gibt es laut Kontrollamt auch in einem anderen Gesundheitsbereich, nämlich auf der Dialysestation im AKH. Dort orten die Prüfer Probleme bei der Hygiene; vor allem im Bereich der Patienten mit Infektionskrankheiten.

Nach der Veröffentlichung der Kontrollamtsberichte schießt sich die ÖVP nun auf Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely ein. Diese sei gefordert, die Probleme bei der Wiener Rettung zu beseitigen, so VP-Gemeinderat Matthias Tschirf. Dessen Kollegin Ingrid Korosec fordert von Wehsely dasselbe für die Dialysestation des AKH.

Auf einen Blick

Das Kontrollamt kritisiert in einem Prüfbericht das Wiener Rettungswesen. Es sei unverständlich, dass seit 2005 Rettungsfahrzeuge sukzessive immer länger brauchen, bis sie nach der Alarmierung bei dem Unfallopfer ankommen. Daneben ortet das Kontrollamt auch Hygieneprobleme auf einer AKH-Station.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2011)

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