Selten war es für Israel so drängend wie jetzt, den Konflikt mit den Palästinensern zu lösen.
Sieben Jahre ohne einen größeren Bombenanschlag – für Jerusalem ist das schon fast eine Ewigkeit. Am Mittwoch ging diese trügerische Ruhe mit einem Knall zu Ende, der laut israelischen Medien in der ganzen Stadt zu hören war.
Das blutige Attentat an einer stark frequentierten Bushaltestelle zeigt erstens: Absolute Sicherheit kann es nie geben. So sehr es den Sicherheitskräften offenbar gelungen ist, die militanten Palästinensergruppen zu schwächen – ein Restrisiko bleibt. Ein Restrisiko, das sich nicht durch 100 weitere Checkpoints im Westjordanland, mit denen den Palästinensern das Leben und die Entfaltung ihrer Wirtschaft schwer gemacht werden, beseitigen lässt, ganz im Gegenteil.
Die zweite Lehre klingt nur scheinbar banal: Abseits der medialen Aufmerksamkeit für die Umwälzungen in der arabischen Welt existiert der israelisch-palästinensische Konflikt in aller Stille weiter. Die Region verändert sich in ungeheurem Tempo, doch in der Palästina-Frage bewegt sich nichts. Dabei hätte spätestens der Umsturz in Ägypten ein Weckruf sein müssen. Es mag schon günstigere Zeiten gegeben haben, diesen Konflikt zu lösen, doch selten war es drängender. Ägypten fällt als Stabilitätsfaktor für die nächste Zeit aus, und eine neue Regierung in Kairo wird weniger israelfreundlich sein als die letzte. Syrien könnte der nächste fallende arabische Dominostein werden, der Libanon ist ein unberechenbares Pulverfass. Die Zeit drängt: für Israel und die Palästinenser.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2011)