Skylink: Boni für Manager trotz Debakels

Boni fuer Manager trotz
Boni fuer Manager trotz(c) Skylink Flughafen Wien AG (Roman Boensch)
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2012 soll der Terminal Skylink mit vier Jahren Verspätung und 100 Prozent Kostenüberschreitung in Betrieb gehen. Die verantwortlichen Manager werden für das Projekt dennoch belohnt.

Es sei, von der Größenordnung her, nicht das wichtigste Thema für das Unternehmen, meint der seit Jänner im Amt befindliche Flughafen-Chef Christoph Herbst bei der Präsentation der Bilanz für 2010. Damit dürfte er wohl recht haben. Dennoch wirft die Bonusregelung für die Vorstände ein bezeichnendes Licht auf den Flughafen, der zu je 20 Prozent den Ländern Wien und Niederösterreich gehört.

Laut Geschäftsbericht erhalten die für das wirtschaftliche Debakel rund um den Terminal Skylink verantwortlichen Manager Boni, wenn das Gebäude „im Rahmen der geplanten Kosten und Termine fertiggestellt wird“.

Für die beiden aktiven Flughafen-Vorstände Gerhard Schmid und Ernest Gabmann heißt das rund 249.000 Euro extra. Der per Ende 2010 entlassene Ex-Flughafen-Chef Herbert Kaufmann kann sich über 166.000 zusätzliche Euro auf seinem Konto freuen.

Wie kann das sein? Zur Erinnerung: Der Skylink sollte laut ursprünglichen Planungen bereits im Jahr 2008 fertig werden und 400 Millionen Euro kosten. Nun geht man beim Flughafen von einer Fertigstellung im Frühjahr 2012 und Kosten in Höhe von bis zu 830Millionen Euro aus. Kaufmann musste deswegen „freiwillig“ seinen Hut nehmen. Die Verträge der anderen beiden Vorstände wurden um zwei Jahre gekürzt.

Rückwirkende Ziele beschlossen

Basis für die Bonifikationen sind die im März 2009 geschlossenen Vertragsverlängerungen für die drei Manager. Die Boni-Kriterien wurden laut Rechnungshof überhaupt erst im März 2010 festgelegt. Damals war das Debakel in weiten Teilen bereits bekannt. Der politisch dominierte Flughafen-Aufsichtsrat nahm jedoch einfach die verschobenen Termine und gesteigerten Kostenschätzungen als Grundlage für die Boni-Berechnung. Eine Vorgehensweise, die der Rechnungshof als „dem Zweck erfolgsabhängiger Bezüge widersprechend“ ansieht.

Inwiefern diese Vorgehensweise moralisch vertretbar ist, will Herbst nicht beantworten. „Da muss sich jeder ein eigenes Bild dazu machen“, sagt der bis Ende 2011 interimistische Flughafen-Chef, der keinen Bonus erhalten wird. Doch ganz unbeteiligt an der Sache ist auch Herbst nicht. Denn er saß zum besagten Zeitpunkt der Vertragsverlängerung im Aufsichtsrat des Flughafens.

Für den Flughafen kritischer sind jedoch die Auswirkungen der Kostenüberschreitungen beim Skylink. Da der Terminal noch nicht fertig ist, spürt der Flughafen die Mehrkosten noch nicht im Ergebnis (siehe Grafik), sondern „nur“ bei der Verschuldung. Diese hat sich laut Rechnungshof zwischen 2005 und 2009 verfünffacht. Per Ende 2010 betrug sie 794 Millionen Euro. Bis zur Fertigstellung dürfte ein weiterer dreistelliger Millionenbetrag hinzukommen.

Ab der Inbetriebnahme werden diese Kosten in Form der Abschreibung auch im jährlichen Ergebnis sichtbar. „2012 wird es dadurch einen erheblichen Ergebniseinbruch geben“, sagt Herbst. Daher sollen Kosten in Höhe eines mittleren zweistelligen Millionenbetrags eingespart werden. Auch Schadenersatzzahlungen gegenüber Baufirmen würden zurzeit geprüft, sagt Herbst.

Ab 2012 keine Dividende mehr?

Zu guter Letzt könnte ab dem kommenden Jahr auch die Zahlung einer Dividende an die Eigentümer „überdacht“ werden. Aus dieser lukrieren Wien und Niederösterreich für 2010 noch je 8,4 Millionen Euro. Dieses „Zusatzeinkommen“ für die Länder könnte künftig deutlich schrumpfen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2011)

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