Stefan Mappus machte weder bei „S 21“ noch in der Atompolitik gute Figur. In der Atompolitik verlor der Ministerpräsident durch seinen Zickzack-Kurs an Glaubwürdigkeit
Stuttgart/E. m. Es lief nicht gut für Stefan Mappus (44) in den vergangenen Monaten. Der CDU-Ministerpräsident von Baden-Württemberg, der das Amt im Februar 2010 von Günther Oettinger geerbt hat (der ging als EU-Kommissar nach Brüssel), umschreibt es so: „Die Themenpalette im letzten Jahr war durchaus bemerkenswert.“ Jetzt kämpft der konservative Hardliner und „bekehrte“ Atomkraftgegner um sein politisches Überleben.
Erst wurde Mappus vergangenen Sommer von den massiven Protesten gegen das Bahnhofsprojekt „Stuttgart 21“ überrascht, an denen sich auch viele aus dem bürgerlichen Lager beteiligten. Der Tag, an dem die Polizei mit Tränengas und Wasserwerfern gegen die Demonstranten vorging, haftet den Stuttgartern als „schwarzer Donnerstag“ im Gedächtnis, Mappus mangelte es beim Konfliktmanagement an politischem Gespür.
Auch in der Atompolitik verlor der Ministerpräsident durch seinen Zickzack-Kurs an Glaubwürdigkeit, wie selbst Parteikollegen beklagen. Als glühender Atomkraftbefürworter hatte er im Vorjahr dem eher zurückhaltenden Umweltminister Röttgen (CDU) in der Diskussion um die Laufzeitverlängerung „Herumgeeiere“ vorgeworfen und dessen Rücktritt gefordert. Nach Fukushima war Mappus gezwungen, eine Kehrtwende zu vollziehen. Auch die von ihm im Dezember eingefädelte Übernahme von 45 Prozent am Energiekonzern Energie Baden-Württemberg (EnBW) könnte jetzt angesichts des Moratoriums teuer werden.
Zur Person
Stefan Mappus (44) ist seit Februar 2010 Ministerpräsident von Baden-Württemberg, seit 2009 CDU-Landesvorsitzender. Mappus wurde in Pforzheim geboren und studierte Wirtschaftswissenschaften. Er ist evangelisch, verheiratet und hat zwei Söhne.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2011)