VW: Mehr Kompetenzen für Salzburg

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Die heimische Porsche Holding wird durch die Integration in den VW-Konzern für zusätzliche Länder zuständig, sagt VW-Chef Martin Winterkorn. Welche das im Detail sein könnten, müsse aber erst evaluiert werden.

Salzburg/Jaz. Fast schon übertrieben mutet das Lob an, das VW-Chef Martin Winterkorn und seine Vorstandskollegen am gestrigen Montag für die heimische Porsche Holding aussprachen, die seit Anfang März ein Teil von VW ist.

Der Autohändler entspreche in allen von ihm betreuten Märkten den „allerhöchsten Standards“, und die Übernahme sei für VW ein „Meilenstein“ auf dem Weg zum „integrierten Autokonzern“.

Doch ganz von ungefähr kommen die Lobeshymnen nicht. So sollen dem Vernehmen nach jene Händler, die unter der Führung der Salzburger stehen, eine „überdurchschnittliche“ Profitabilität aufweisen. Und das soll in Wolfsburg Eindruck gemacht haben.

Daher wird die Porsche Holding nicht nur „sämtliche Unternehmensteile“ in 21 Ländern behalten. Das Unternehmen soll darüber hinaus auch „zusätzliche Märkte“ erhalten, sagt VW-Vertriebsvorstand Christian Klingler.

Welche das im Detail sein könnten, müsse erst evaluiert werden. Am wahrscheinlichsten sei, dass die Porsche Holding für jene Märkte zuständig wird, in denen es für Europas größten Autohersteller bislang noch nicht so gut läuft, sagt VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch. Fix ist, dass das IT-System der Porsche Holding bei allen VW-Händlern weltweit zum Einsatz kommen wird.

Porsche gibt neue Aktien aus

Für das Salzburger Unternehmen, das mit einem Umsatz von 12,8 Mrd. Euro im Vorjahr der größte Autohändler Europas war, ergäben sich so „gute Wachstumsaussichten“, sagt Winterkorn. Die Porsche Holding wird so zum Profiteur der gescheiterten Übernahme von VW durch den Stuttgarter Sportwagenhersteller. Dieser verschuldete sich dabei nämlich so stark, dass die Porsche Holding an VW verkauft werden musste. Der Erlös von 3,3 Mrd. Euro soll im Rahmen einer Kapitalerhöhung nun an Porsche SE fließen.

Die Stuttgarter gaben am Montag dazu ebenfalls die Details bekannt. Demnach werden 131 Millionen neue Aktien zum Stückpreis von 38Euro ausgegeben. Dadurch sollen knapp fünf Mrd. Euro eingenommen und die Verschuldung der Porsche SE von 6,3 Mrd. Euro deutlich reduziert werden.

Der Schuldenabbau ist ein „entscheidender Schritt“ am Weg zur Fusion von Porsche SE und VW, sagt Pötsch. Danach stünden noch „steuerliche und juristische Stolpersteine“ im Weg. Vor allem letztere könnten den Zusammenschluss noch verhindern. Mehrere US-Fonds haben Schadenersatzklagen gegen Porsche eingebracht.

Sie werfen dem Konzern vor, während der versuchten Übernahme die Märkte manipuliert zu haben. „Von Porsche werden diese Vorwürfe zurückgewiesen“, sagt Pötsch. Bevor sie nicht endgültig ausgeräumt sind, dürfte die Fusion nicht abgeschlossen werden.

Auf jeden Fall zustande kommen wird die Integration der operativen Autogeschäfte von Porsche (Porsche AG) in den VW-Konzern. Die Porsche SE würde in diesem Fall lediglich als Beteiligungsholding mit einem mehrheitlichen Aktienpaket an VW zurückbleiben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2011)

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