In der Koalition mit den Grünen muss die SPD nun erstmals die Rolle des Juniorpartners erlernen. Bisher waren immer die Grünen die Kellner. Diese Rolle mag für viele Sozialdemokraten gewöhnungsbedürftig sein.
Wer die ersten Reaktionen von SPD-Politikern auf die Ergebnisse der Landtagswahlen beobachtete, hatte den Eindruck, dass die Sozialdemokraten zu den Siegern gehörten. Dabei erzielten sie in Baden-Württemberg das schlechteste Ergebnis aller Zeiten, in Rheinland-Pfalz verloren sie immerhin zehn Prozentpunkte. Sie können nicht mehr allein regieren.
Zuerst war es wohl die Freude über den Machtwechsel in Stuttgart, die den dortigen SPD-Spitzenkandidaten strahlen ließ. Aber im Grunde sind die Sozialdemokraten nur Trittbrettfahrer des grünen Erfolgs. In der Koalition mit den Grünen werden sie erstmals Juniorpartner sein. Diese Rolle mag für viele Sozialdemokraten gewöhnungsbedürftig sein. Allzu gut ist noch der Satz von Gerhard Schröder in Erinnerung, der 1997, noch als Ministerpräsident von Niedersachsen, sagte: „In einer rot-grünen Konstellation muss klar sein: Der Größere ist der Koch, der Kleinere der Kellner.“
Bisher waren immer die Grünen die Kellner – jetzt aber ist es umgekehrt. Zumindest auf Landesebene. Im Bund wird es wohl nicht so schnell zu einer grün-roten Konstellation kommen, aber die Dinge verschieben sich. Auf die Partei der Grünen, von vielen Sozialdemokraten früher als Art „verlorener Sohn“ betrachtet, lässt es sich nicht mehr so leicht väterlich herabblicken.
Eines zeigen die schlechten SPD-Ergebnisse auf jeden Fall: Mit der Wiederauferstehung nach der Bundestagswahl 2009 ist es noch nicht so weit her, dass man sich beruhigt zurücklehnen könnte. Der Erfolg in Hamburg hat noch keinen Trend begründet.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2011)