Joanneum entlässt Medienkünstler Peter Weibel

(c) APA (Roland Schlager)
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Die Kontroverse zwischen Medienkünstler Peter Weibel und Joanneum-Intendant Peter Pakesch ist eskaliert. Weibel sagt: "Pakesch schadet dem Museum". Kommenden Montag soll es jedoch ein klärendes Gespräch geben.

"Pakesch schränkt unsere Autonomie ein. Wir waren so gut, dass wir sogar vom Bund Geld für unsere Ausstellungen bekommen haben. Nicht ich schade dem Joanneum, sondern Pakesch“, mit schwerem Geschütz fuhr am Mittwoch Medienkünstler Peter Weibel, Chefkurator der Neuen Galerie gegen den Joanneum-Intendanten auf.

Zuvor hatte das Steirische Landesmuseum per Aussendung die sofortige Auflösung des Dienstvertrags mit Weibel bekannt gegeben, wörtlich wegen „wiederholter Vertragsverletzungen“. Kommenden Montag soll es jedoch ein klärendes Gespräch geben – und Weibel wird, wie er der „Presse“ versichert, daran teilnehmen. Sollte man sich einigen, wäre für die von Weibel geplanten Ausstellungen, mit deren Abziehen er zuvor drohte, doch noch nicht alles verloren.

Konkret gehe es um Ausstellungen über Hans Hollein und Günter Brus sowie um eine Neuaufstellung der Sammlung und umfassende Darstellung der Moderne, wie Weibel ausführt. Auch Pakesch meldete sich in der „Presse“ am Mittwoch zu Wort: „Wir haben aufgrund des Rates von Juristen das Vertragsverhältnis mit Peter Weibel fristlos auflösen müssen. Es ist nicht mehr gegangen. Weibel hat das Joanneum in einem Maß geschädigt, dass wir nicht mehr hinnehmen können.“

Ist es bloß schwierig oder unmöglich weiterzuarbeiten? „Unmöglich“, sagt Pakesch klar. Das bedeutet, dass das Gespräch am Montag, wie auch in der Aussendung erläutert, nur mehr „dem erfolgreichen Abschluss der angekündigten Projekte“ dient. Schon seit Jahren kriselt es zwischen dem ehemaligen Galeristen und Moderne- bzw. Zeitgenossen-Spezialisten Pakesch und dem erfinderischen Medienkünstler Weibel, der nicht nur in Graz mehrere originelle Ausstellungen betreute.

Weibel: „Das Joanneum ist tot!“

Auslöser für den womöglich finalen Eklat war das vom Land verordnete Sparprogramm für das Joanneum: Insgesamt 4,3Mio. Euro wird es 2011/2012 weniger Zuschuss geben. Weibels langjährige Mitstreiterin, die Neue-Galerie-Leiterin Christa Steinle, die seit zwei Jahrzehnten im Unternehmen ist und dem Chefkurator wohl auch viel Arbeit abgenommen hat, wurde auf Sonderurlaub geschickt; allerdings, so Pakesch wurden ihr vorher adäquate Angebote gemacht. Weibel, mit dem Sparkurs und dem speziellen Sparprogramm für die Galerie konfrontiert, befand: „Das Joanneum ist mehr oder minder tot. Pakesch führt einen Vernichtungsfeldzug gegen die Galerie“. Allerdings sind auch andere Abteilungen des Hauses vom Sparpaket betroffen. bp/jl

Joanneum-Intendant

Peter Pakesch, geboren 1955 in Graz, Künstler und Kurator, ist seit 2003 Intendant, künstlerischer Leiter und Kogeschäftsführer des Universalmuseums Joanneum. So ist er auch Leiter des Kunsthauses Graz und der Neuen Galerie, die zu diesem Museumskomplex gehören.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2011)

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