Constantini gesteht Fehler: "Stoße an meine Grenzen"

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Der Teamchef der österreichischen Nationalmannschaft hat ein Ablaufdatum, er selbst trägt das mit Fassung. Didi Constantini soll aber bis Ende der EM-Qualifikation bleiben. Er träumt von der Wende zum Besseren.

Istanbul/Wien. Dass EM-Träume wieder einmal vorzeitig vorbei sein würden, das war zu erwarten. Dass sie so früh für beendet erklärt werden müssen, das vielleicht weniger. Nicht einmal die Hälfte aller Qualifikationsspiele ist absolviert, und Österreich steht erneut vor einem Scherbenhaufen. Der Teamchef ist angezählt, darf aber im Amt bleiben, die Spieler stagnieren, dürfen dennoch mit weiteren Einberufungen ins Nationalteam rechen.

Didi Constantini ist ein Trainer mit Ablaufdatum, er selbst trägt das mit Fassung. Das Direktorium des ÖFB und Präsident Leo Windtner stehen hinter ihm, der Teamchef soll die laufende EM-Qualifikation auch beenden. Da gilt es aber, die beiden Länderspiele gegen Deutschland abzuwarten, zwei hohe Niederlagen könnten den Prozess beschleunigen. Und Leo Windtner, der Constantini installiert hat, gilt nicht mehr als größter Fan des ÖFB-Trainers.

„Wenn die Qualifikation in weite Ferne rückt, dann ist es gar nicht möglich, dass der Präsident bedingungslos hinter dir steht“, sagt Constantini.

Vier Punkte, so lautete der Tenor vor den beiden Duellen mit Belgien und der Türkei, wären ideal. Geworden sind es null. Kein Tor erzielt, vier Treffer kassiert, über biederen Durchschnittsfußball nicht hinausgekommen. „Mir tut es weh“, sagt Constantini, „körperlich weh, wenn wir verlieren.“ Aber an Rücktritt denkt der Teamchef nicht. „Ich kann mich nicht in guten Zeiten feiern lassen – und in schlechten Zeiten gehen. Aber ich stoße an meine Grenzen.“

Es fehlt an Klasse

Unterm Strich fehle es der Mannschaft an Klasse, jeder Ausfall schmerze. Die individuellen Fehler haben sich in den vergangenen Monaten beängstigend gemehrt, wie man sie als Fußballbetreuer wieder abstellt, das weiß Constantini selbst nicht. Und flüchtete in Zynismus. „Klar, ich werde mich jetzt mit meinen Vorgängern zusammensetzen und das alles analysieren. Das geht doch seit Jahren so, das war vor meiner Zeit schon so. Aber Fußballer sind keine Maschinen.“ Die österreichischen Fußballer sind obendrein psychisch nicht belastbar.

Die Gefahr, dass nun vom Team zu viel erwartet wird, die besteht nicht mehr. Das sieht Didi Constantini sogar als Chance. „Wenn alle sagen, dass wir keine Chance mehr auf eine Qualifikation mehr haben, dann spielen wir vielleicht befreiter.“ Er selbst aber hat die Hoffnung auf Rang zwei noch nicht endgültig begraben. „Als Trainer kannst du nicht immer nur Realist sein – du musst manchmal auch träumen dürfen.“

Dass sich das Team nun selbst zerfleischen könnte, das glaubt Constantini nicht. „23 Spieler können aber nicht immer gleicher Meinung sein. Und ich kann nicht die Wünsche jedes Spielers im Training befriedigen. Vielleicht haben wir aber in puncto Strategie zu wenig gemacht?“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2011)

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