Marko Arnautović tanzt dem Teamchef schon zu lange auf der Nase herum.
Der Teamchef wollte wie immer die Niederlage seiner Mannschaft nicht an einzelnen Spielern festmachen, er hielt sich traditionell mit Einzelkritik stark zurück. Es gibt bei Didi Constantini keine Bauernopfer, ob es zu personellen Veränderungen in der Mannschaft kommt, das ist noch nicht absehbar.
Ein Spieler aber ist besonders gefährdet, er steht fast schon auf der schwarzen Liste. Bisher hat Constantini für sein Problemkind immer die Lanze gebrochen, er hat es vehement verteidigt, stets an das Gute geglaubt.
Die Rede ist von Marko Arnautović, der Besserung gelobt, dann aber gegen Belgien außerordentlich versagt hat. Die logische Konsequenz für Istanbul bedeutete den Entzug des Leiberls. Den Medien wurde ein Magen-Darm-Virus aufgetischt, von einer Degradierung war offiziell keine Rede. Aber dann ist Constantini doch noch einmal schwach geworden und hat den Exzentriker nicht nur auf die Bank gesetzt, sondern auch eingewechselt. Marko Arnautović hat den Teamchef jedoch mit seiner arroganten Passivität im Istanbuler Regen stehen gelassen. Nur den Elfmeter, den hätte er gern getreten. Gegen Belgien waren es beim Abgang noch Stühle.
Ein Geistesblitz alle heiligen Zeiten sind bei Werder Bremen und noch viel mehr im Teamdress zu wenig. Überraschend eine Freundin nach Istanbul nachfliegen zu lassen, ist ein Alleingang zu viel. Didi Constantini muss für klare Regeln und Ordnung sorgen. Sonst tanzt ihm das nächste Mal die halbe Mannschaft auf der Nase herum.
wolfgang.wiederstein@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2011)