Lampedusa: Widerstand gegen Berlusconis Pläne

Lampedusa Widerstand gegen Berlusconis
Lampedusa Widerstand gegen Berlusconis(c) REUTERS (TONY GENTILE)
  • Drucken

Die hygienischen und sanitären Bedingungen der Migranten auf Lampedusa sind katastrophal. Einige italienische Regionen wehren sich jedoch, Migranten aufzunehmen.

"20.000 Menschen haben unser Land erreicht. Wir arbeiten jetzt, um die Insel Lampedusa zu entlasten", betonte Italiens Premier Silvio Berlusconi am Freitag. Über 7000 Zelte sollen in den nächsten zwei Tagen in verschiedenen Regionen aufgeschlagen werden, um den tunesischen Migranten vorübergehend eine Unterkunft zu garantieren. Jede einzelne italienische Region soll im Verhältnis zu ihrer Bevölkerung Migranten aufnehmen, so Berlusconi.

Einige Regionen leisten jedoch gegen Berlusconis Pläne scharfen Widerstand. In Apulien, auf Sizilien und in Pisa kam es zu Protesten wegen des Beschlusses der Regierung, Zeltstädte für die Tunesier aus Lampedusa aufzubauen. "Wir haben der Regierung unsere Zustimmung gegeben, Kriegsflüchtlinge aufzunehmen, nicht aber tunesische Migranten", kritisierte der Präsident der Region Emilia Romagna, Vasco Errani.

Innenminister Roberto Maroni reagierte scharf auf die Proteste der Regionen. "Das ablehnende Verhalten gegenüber Flüchtlingen und Migranten ist nicht gerechtfertigt. Wir erleben einen akuten Notstand, der nur mit Hilfe aller Regionen Italiens bewältigt werden kann", betonte Maroni.

16 Toilleten für 3000 Migranten


Nach Angaben der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" sind die hygienischen und sanitären Bedingungen der Migranten auf Lampedusa inakzeptabel. Derzeit müssten sich am Hafen der Insel 3000 Migranten 16 Container-Toiletten teilen. Es stünden nur zwei Wassertanks bereit, und die Behörden stellten anderthalb Liter Wasser pro Tag und Migrant zur Verfügung.

"Es ist kaum zu glauben, dass das in Italien passiert - in einem G-8-Land", kritisierte Kostas Moschochoritis, Geschäftsführer der italienischen Sektion von Ärzte ohne Grenzen. "Diese Aufnahmebedingungen sind inakzeptabel und dürfen nicht anhalten, denn sie verletzen die Würde dieser Menschen." 

Berlusconi hat die tunesische Regierung aufgerufen, sich zur Rücknahme der Migranten zu verpflichten, die in den vergangenen Wochen in Süditalien eingetroffen sind. Dafür will Italien Tunesien bis Mitte April 100 Millionen Euro für die Sicherheitskräfte zur Verfügung stellen, die die Abfahrt der Migranten von den tunesischen Küsten verhindern sollen. Über 100 Tunesier pro Tag sollen demnächst heimgefahren werden, erklärte der Ministerpräsident

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Lampedusa Muss sich fuer
Weltjournal

Lampedusa: "Muss sich für Europa schämen"

Man habe "schneller über die Bomben in Libyen entschieden als über das Schicksal der armen Einwanderer", kritisiert die Bischofskonferenz. Indes will Italien 10.000 Tunesiern befristete Visa ausstellen.
Weltjournal

Flüchtlingsstrom stellt Schengen infrage

Italien ist enttäuscht und Österreichs Innenministerin sieht die Reisefreiheit in Gefahr. Gestern landeten wieder mehr als 400 Flüchtlinge aus Nordafrika an den Küsten Italiens und Maltas.
Symbolbild Flüchtlingsboot
Weltjournal

Flüchtlingswelle: "Italiener verstoßen gegen humanitäre Pflichten"

Italien und Malta streiten seit Tagen wegen der Hilfeleistungen für Flüchtlinge im Mittelmeer. Österreichs Innenministerin Fekter sieht einen Angriff auf die Reisefreiheit.
Weltjournal

Flüchtlingswelle: EU zahlt Geld gegen Zuwanderung

Mit verstärkten Kontrollen auf dem Meer und mit finanziellen Zusagen an Tunesien versucht Europa, den wachsenden Zustrom von Wirtschaftsflüchtlingen aus nordafrikanischen Ländern einzudämmen.
ITALY LAMPADUSA MIGRATION
Weltjournal

Immigranten auf Lampedusa zünden Lager an

Nach den ersten Abschiebungen tunesischer Einwanderer kommt es im Auffanglager in Lampedusa zu Tumulten. Ein Brand wurde rasch gelöscht.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.