Nationalbank-Projekt gegen "fehlendes Finanzwissen"

Finanzwissen soll vermittelt werden
Finanzwissen soll vermittelt werden(c) (Clemens Fabry)
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NB-Gouverneur Nowotny stellt die "Initiative Finanzwissen" vor und wird für die Finanzierung von Bildung die Kosten der Werbung zurückfahren.

Wenn es um die Frage des Finanzwissens gehe, gehe es auch um die Frage des mündigen Bürgers. Fehlendes Finanzwissen in der Bevölkerung sei nicht nur ein ökonomisches, sondern auch ein demokratiepolitisches Problem, wenn davon ausgegangen wird, dass der Staat bei Problemen einspringt, betonte Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny beim Symposium "Initiative Finanzwissen". Unterrichtsministerin Claudia Schmied meinte, dass bei der Ausbildung der Lehrer angesetzt werden müsse.

Bei der Initiative der Nationalbank gehe es um die Vermittlung von Grundkenntnissen sowie um gesamtwirtschaftliche Themen wie Budgetdefizite, Staatsverschuldung oder Inflation, und die damit zusammenhängenden Folgen, führte Nowotny aus. Mehr Finanzwissen unterstütze auch eine bessere Funktion der Finanzmärkte und der Wirtschaftspolitik. Die unabhängige Nationalbank sehe ihre Hauptaufgabe darin, "Vertrauen und Wissen" herzustellen. "Die Nationalbank ist keine Lobby der Banken", betonte Nowotny. Primär gehe es im wirtschaftlichen Leben aber um "Charakter und Haltung" und nicht um Wissen.

Schweizer Projekt als Vorbild

Meinungsforscher Rudolf Bretschneider bezweifelte, dass durch mehr Finanzwissen in der Bevölkerung die systemischen Risiken der Finanzmärkte verringert werden könnten. "Es können aber Irrtümer, falsche Ängste oder Illusionen vermieden werden", so der GfK-Österreich-Chef. Breite Teile der Bevölkerung seien durch die durch das Internet verbreitete "Alles-ist-umsonst"-Mentalität von Wirtschaftswissen bereits "dekonditioniert" worden, stellte Bretschneider fest. Er fordert, dass der Erwerb von Finanzwissen "lustvoll" und "mit tiefen Varianten" vermittelt werden müsse, etwa durch Märchen, Comics oder unterhaltsame Spiele.

Beispiele dafür stellte Manuel Wältli vor, der in der Schweizer Nationalbank (SNB) das Projekt "iconomix" (http://www.iconomix.ch) leitet. Bereits seit 2007 stellen Wältli und sein Team über das Internet ein Lehr- und Weiterbildungsangebot für Lehrer von Mittel- und Berufsschulen zur Verfügung, darunter finden sich auch etliche Strategie- und Simulationsspiele. Die SNB stellt dafür jährlich umgerechnet rund 1,5 Mio. Euro zur Verfügung. Auch Nowotny kündigte an, künftig die Ausgaben für die nicht notwendige allgemeine Nationalbank-Werbung massiv zurückzufahren und dafür das Bildungsbudget hochzufahren.

Vorbildfunktion der Lehrer

Unterrichtsministerin Claudia Schmied sieht durch die aktuelle Krise die Vermittlung von Finanzwissen in den Vordergrund gerückt. Sehr wichtig sei dabei der Lehrer, der eine Vorbildfunktion habe. Man müsse bei der Lehrerbildung ansetzen, meinte Schmied. Bretschneider warnte davor, nur auf Schule und Kindergarten zu setzen. "Die sind schon überfordert mit allen möglichen Aufgaben".

(APA)

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