Workshops für Schulen

Unterricht. Obwohl die Schüler heute viel wissen, gibt es mehr Mobbing. Workshops kämpfen dagegen an.

Wien. Ob und wie das Thema Homosexualität an Schulen angesprochen wird, ist Sache der einzelnen Institutionen. Wer dabei auf Profis zurückgreifen will, kann die Homosexuellen Initiativen (Hosi) in vier Bundesländern zu Workshops oder Vorträgen einladen. Meist tun dies einzelne Lehrer, die Mehrheit stellen dabei interessanterweise Religionspädagoginnen. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt dafür?

Es gibt kein „zu früh“, um Homosexualität mit Schülern zu diskutieren. Ein verbreiteter Fehlschluss sei, das Thema müsse im Zusammenhang mit Sexualität stehen – dabei sei es immer dann relevant, wenn es um Partnerschaft gehe, sagt Wolfgang Wilhelm von der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen. Sie bietet seit rund zehn Jahre Workshops zum Umgang mit dem „Anderssein“ an. Ziel ist es, einerseits zu informieren und andererseits Mobbing vorzubeugen. Denn obwohl die Schüler heute viel mehr über Sexualität wissen, werden (vermeintlich) Schwule immer öfter gemobbt. Ein Lieblingsschimpfwort der Schüler ist „schwul“, es gibt sogar „schwule Tests“ oder „schwule Tische“. Der höhere Wissensstand führe gleichzeitig zu mehr Diskriminierung, sagt auch Christian Högl von der Hosi Wien.

Der traurige Effekt: Die Selbstmordrate bei homosexuellen Schülern sei sieben Mal höher als bei heterosexuellen. Högl fordert deshalb, dass das Thema Homosexualität verpflichtend an allen Schulen diskutiert wird – mit Unterrichtsministerin Claudia Schmied sei man bereits im Gespräch. Obwohl es in Wien zwei Anbieter für Workshops gibt, sieht es österreichweit traurig aus: Weitere sind nur in Linz, Salzburg und Innsbruck. Die Zahl der „überwiegend gleichgeschlechtlich Liebenden“ wird auf fünf bis zehn Prozent geschätzt. Also dürfte pro Klasse etwa ein Schüler homosexuell sein.

Infos, Kontakt zu Beratungsstellen auf Lehrer.DiePresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2011)

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