Karl Habsburg in Bulgarien "enteignet"

Karl Habsburg Bulgarien enteignet
Karl Habsburg Bulgarien enteignet(c) APN (Christof Stache)
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Im Dezember hat der Kaiserenkel zusammen mit bulgarischen Partnern Medienunternehmen von der WAZ-Gruppe übernommen. Ein Partner will ihn nun hinausdrängen. Karl Habsburg spricht von einem "finanziellen Putsch".

Sofia. „Es gibt keinen Skandal“– so lauteten in der Vorwoche unisono die Schlagzeilen in Bulgariens auflagenstärksten Tageszeitungen mit den Namen „Trud“ („Arbeit“) und „24 Tschassa“ („24 Stunden“). Selten haben Schlagzeilen der Wirklichkeit so Hohn gesprochen wie diese.

Schließlich ist kaum ein seltsamerer Medienskandal vorstellbar als die Eigentumsmanöver um die Mediengruppe Bulgarien Holding, zu denen die zitierten Zeitungen gehören. Die Wirtschaftszeitung „Pari“ („Geld“) schrieb von einem „Krieg“ und dürfte damit der Realität weit näherkommen. Ein unmittelbar Betroffener spricht sogar von einer „Rebellion“ gegen seine Person. Es ist Karl Habsburg, der Kaiserenkel.

Worum geht es? Anfang Dezember 2010 gründete Karl Habsburg mit zwei Geschäftspartnern in Wien eine Firma, mit der sie auf dem bulgarischen Medienmarkt Fuß fassen wollten. Sie gingen ein Joint Venture mit zwei bulgarischen Unternehmern ein – und landeten einen Coup: Sie kauften der deutschen „WAZ“-Gruppe im Dezember vorigen Jahres deren bulgarisches Medienimperium ab.

Anteile an Partner übertragen

Damit gehören ihnen nicht nur die erwähnten Boulevardzeitungen, sondern auch ein Wochenmagazin („168 Tschassa“), eine Druckerei, ein Logistikunternehmen sowie mehrere Immobilien. Auf einer Pressekonferenz erklärten die Käufer damals, sie planten keine durchgreifenden Änderungen, strebten aber eine Erhöhung des Werbeaufkommens und eine stärkere Profilierung der übernommenen Medien im Onlinebereich an.

Offiziell wurde der Kaufpreis nie bekannt gegeben, von Beobachtern wird er auf einen Wert zwischen 46 und 60Millionen Euro geschätzt. Jedenfalls freute sich die WAZ über ein „attraktives Preisangebot“.

Einen großen Teil davon stemmte freilich nicht der Kaiserenkel, sondern einer der beiden bulgarischen Unternehmer: Ognjan Donev, Chef eines Pharmakonzerns und laut Ranking der Zeitung „Pari“ zehntreichster Bulgare.

Vor einer Woche erklärte der Oligarch dem Adeligen den Krieg. Er veranlasste bei einer Notarin die Übertragung von 83 Prozent der Anteile an der Mediengruppe auf sich und seinen Kompagnon. Für die Habsburg-Truppe verbleiben damit letztendlich nur noch neun Prozent.

Wie das möglich ist? Begründet wird das eigenartige Vorgehen damit, dass die österreichischen Partner eingegangene Finanzverpflichtungen nicht eingehalten haben. Die nun veranlasste Anteilsverteilung entspreche den tatsächlich geleisteten Zahlungen.

Habsburgs Statthalter Hristo Grosev bestritt dies vehement – in einem heftigen Schlagabtausch der Kontrahenten, der vom Fernsehsender TV7 am Donnerstagmorgen live übertragen wurde.

Die Anteilsübertragung erfolgte natürlich ohne das Wissen der Betroffenen. Als sie davon erfuhren, forderten sie die bulgarische Handelsregisterbehörde sofort auf, die Übertragung nicht zu akzeptieren, bevor das zuständige Gericht über sie befunden habe.

Karl Habsburg war telefonisch nicht zu erreichen, doch zitierte ihn die Tageszeitung „Trud“ mit den Worten: „Ich glaube wirklich, dass dies ein finanzieller Putsch gegen mich und Hristo Grosev ist.“ Er wolle aber an dem Projekt beteiligt bleiben, „falls es die Verhältnisse erlauben“, verlautete der Kaiserenkel gegenüber „Trud“.

Oligarcheneinfluss groß

Angesichts dieser seltsamen Praktiken auf dem bulgarischen Medienmarkt erscheint es verständlich, dass sich die WAZ-Gruppe trotz gewinnbringender Aktiva aus dem Land auf dem südöstlichen Balkan zurückgezogen hat. „Die enge Verbindung zwischen Oligarchen und politischer Macht vergiftet den Markt“, kritisierte WAZ-Chef Bodo Hombach Anfang August vorigen Jahres. Damals wollte der Medienkonzern noch trotz aller Probleme weiter im Land bleiben – doch dann, wenige Monate später, kam das „attraktive Preisangebot“ von Habsburg und anderen Investoren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2011)

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